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Wolfgang
Seidenspinner: Die Erfindung des Madonnenländchens. Die
kulturelle Regionalisierung zwischen Heimat und Nation.
192 SS., broschiert mit kart. Umschlag, 16 SS. SW-Abbildungen,
Heft 30 der Schriftenreihe "Zwischen Neckar und : Main".
Buchen 2004, ISBN 3-923699-21-2, € 14,50
Dr. Wolfgang Seidenspinner ist Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes
Baden-Württemberg, Außen stelle Karlsruhe. In den vergangenen
Jahren hat er iich intensiv - als Bearbeiter Archäologischer
Stadt-cataster, wie etwa der Städte Buchen und Walldürn
-nit der Regionalgeschichte des Raumes zwischen Neckar und
Main beschäftigt, jener Region, die land-äufig als "Madonnenländchen"
bezeichnet wird. In seiner wissenschaftlich fundierten und
äußerst juellenreichen Arbeit hinterfragt Seidenspinner,
was linter dieser Begrifflichkeit steckt, wie sie zustande
kam und wie man sich heute damit identifiziert. Er jefasst
sich hier mit der ersten Hälfte des 20. Jahr-nunderts, in
der sich die neuen Namen "Badisches Prankenland" und "Madonnenländchen"
gegen die alten Begriffe wie "Badisches Hinterland" oder
.Badisch Sibirien" durchzusetzen beginnen und in der vor
allem eine neue Sicht auf diese Landschaft einsetzt. Schwerpunktmäßig
und exemplarisch analysiert er z. B. die Arbeit Emil Baaders
und die Herausgabe des "Wartturm" in den 1920er Jahren,
Max Walter und seine volkskundlichen Forschungen, die Errichtung
von Heimatmuseen und Heimatstuben als jene Orte, mit denen
Identität der Region geschaffen und verdeutlicht wurde.
Besonders hervorgehoben wird dabei auch Karl Trunzer, der
Gründer des Buchener Bezirksmuseums und sein zukunftsweisendes
Wirken für die Heimat- und Regionalgeschichte. Dichter wie
Juliana von Stockhausen, Wilhelm Weigand, Augusta Bender
und Benno Rüttenauer und Künstler der Landschaft, wie beispielsweise
die Mitglieder der Hollerbacher Malerkolonie, haben zur
Identitätsfindung dieses Raumes beigetragen, neue Kulturformen
geschaffen, die auch heute noch Selbst- und Fremdbild der
Region prägen. Sie spielen ebenso eine Rolle wie der sakrale
Aspekt, der gerade im "Madonnenländchen" nicht zu vernachlässigen
ist und sich rein äußerlich bis heute in unzähligen Mariensäulen
und Bildstöcken in der Landschaft dokumentiert.
Wolfgang Seidenspinners Arbeit ist eine Fundgrube für alle,
die sich mit der Geschichte und Kultur des badischen Frankenlandes
in der ersten Hälfte der 20. Jahrhunderts auseinander setzen
wollen. Mit seiner umfassenden Analyse des regionalgeschichtlichen
Schrifttums hat er eine Veröffentlichung geschaffen, die
als Kulturgeschichte des badischen Frankenlandes in der
ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bezeichnet werden kann
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3/2004
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