Georg
Gottfried Gervinus 1805–1871. Gelehrter – Politiker – Publizist.
Bearbeitet von Frank Engehausen, Susan Richter und Armin
Schlechter. Herausgegeben von Werner Moritz. Archiv und
Museum der Universität Heidelberg. Schriften 9. 152 S. mit
43 Abb., fester Einband. Ubstadt-Weiher: verlag regionalkultur,
2005.
ISBN-10: 3-89735-445-4 / ISBN-13: 978-3-89735-445-6. EUR
13,90
Georg
Gottfried Gervinus (1805 - 1871) studierte nach Buchhändlerlehre
in Bonn und kaufmännischer Ausbildung in Darmstadt von 1825
bis 1827 an der Universität Gießen, anschließend bis 1829
an der Universität Heidelberg Geschichte, Philologie und
Philosophie. 1835 wurde er in Heidelberg zum Professor für
Geschichte und Literatur berufen. 1836 wechselte er nach
Göttingen. Dort wurde er jedoch bereits 1837 abgesetzt und
des Landes verwiesen, da er als einer der Göttinger Sieben
- neben ihm waren dies noch Jakob Grimm, Wilhelm Grimm,
Friedrich Christoph Dahlmann, Wilhelm Eduard Albrecht, Heinrich
Ewald und Wilhelm Eduard Weber - gegen die Aufhebung des
hannoverschen Staatsgrundgesetzes durch den König, Ernst
August, protestiert hatte. Diese Tat erregte in der deutschen
Öffentlichkeit großes Aufsehen.
Zwischen
1835 und 1842 publizierte Gervinus sein Hauptwerk, die Geschichte
der deutschen Nationalliteratur. 1844 nahm er in Heidelberg
seine akademische Tätigkeit wieder als Honorarprofessor
auf. Erstausgabe der Deutschen Zeitung vom 1. Juli 1847
vergrößern Erstausgabe der Deutschen Zeitung vom 1. Juli
1847
Ab 1847
war er Herausgeber der von Karl Mathy und Friedrich Daniel
Bassermann begründeten Deutschen Zeitung, zu dieser Zeit
das Blatt der liberalen Intellektuellen. Gervinus war Mitglied
des Vorparlaments und des von diesem gebildeten Siebzehnerausschusses.
Vom 18. Mai bis zum 31. Juli 1848 war er Abgeordneter für
Wanzleben in der Frankfurter Nationalversammlung.
1853
wurde er wegen demokratischer Publikationen vom Mannheimer
Hofgericht wegen Hochverrats zu Festungshaft verurteilt
und erneut aus dem Universitätsdienst entlassen.
Er starb
am 18. März 1871 in Heidelberg.
Georg
Gottfried Gervinus ist der Nachwelt vor allem als einer
der für den deutschen Liberalismus im 19. Jahrhundert typischen
politischen Professoren in Erinnerung geblieben. Dem trug
eine Ausstellung im Heidelberger Universitätsmuseum Rechnung
über ihn Rechnung und würdigte ihn als Mitglied der
Göttinger Sieben, als einen der führenden politischen Publizisten
im Revolutionsjahr 1848 und als von seinen ehemaligen Parteifreunden
isolierten Gegner der Reichsgründung. Sie beleuchtete darüber
hinaus aber mit seinen ausgeprägten literarischen und musikalischen
Interessen auch andere Aspekte seiner Biographie. Schließlich
wird in einem eigenen Kapitel auch die Stellung der Ehefrau
Voctorie Gervinus ausführlich gewürdigt, die ihren
Mann "nicht ausschließlich als sorgende Ehefrau
im häuslichen Bereich Bedeutung besaß, sondern
ihm auch in ungewöhlicher Weise geistig nahe stand".
Getreu
der Aufgabe als Begleitband der Ausstellung vereinigt der
Band nicht nur grundlegende Aufsätze zu Gervinus, sondern
stellt auch ausführlich die 70 Ausstellungsstücke,
meist aus dem Bestand der Heidelberger Universitötsbibliothek,
vor.
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