Alpenpanorama
vom Belchen. 27 km Föhnsicht vom Säntis bis zum Montblanc.
Fotografiert von Gerhard Kolb. Leporello im Pappschuber.
Silberburg-Verlag Tübingen 2005. ISBN 3-87407-657-1, 14,90
€
„Heimat“
läßt sich nicht denken ohne die Grenzen, die sie umfrieden.
Das mag im Kleinen der mehr oder weniger durchlässig gehaltene
„Gartenzaun“ sein, auf dessen einen Seite das Eigene, auf
der anderen der hoffentlich freundliche Nachbar haust. Im
Großen setzt hier die Natur selbst ihre geomorphologischen
Wegmarken: über dem Fluß, im nächsten Tal, hinter Berg und
Wald, da endet die „Heimat“ und beginnt das Abenteuer der
„Fremde“, das wissen und spüren wir, sobald die Augen den
Horizont der eigenen Landschaft abtasten. Nur wenige Tage
im Jahr bietet sich dem Betrachter ein solcher „Heimathorizont“
auf dem Belchen im Südschwarzwald; wenn die Wetterlage sich
gnädig zeigt, ist im Süden raumfüllend die majestätische
Wucht der Alpen zu sehen, eine steingewordene Welle, die
im Anfluten erstarrt scheint. Eine solche Kulisse stiftet
an zum Sinnieren und Spintisieren, je nach Gemütsverfassung
des Betrachters.
Damit
aber jene, die das unselige Pech verfolgt, immer gerade
an diesiegen oder nebelverhangenen Tagen den Belchen zu
besuchen, nicht ganz ohne Vorstellung bleiben von diesem
Landschaftsereignis und dieser besonderen Form der „Heimaterfahrung“,
sei hier ein kleines Bildwerk angepriesen. Es läßt sich
zu der erstaunlichen Breite von 3,20 Meter entfalten und
bietet in einer meisterlichen Aufnahme von Gerhard Kolb
das gesamte Alpenpanorama bei herrlicher Föhnsicht: 270
km „Grenzerfahrung“ vom Säntis bis zum Mont Blanc. Und was
in natura verständlicherweise (oder auch glücklicherweise)
man-gelt, hier ist es getreu vermerkt: jedem Gipfel ist
sein Name beigeordnet, so dass diese liebevolle Edition
auch als „Bestimmungsbuch“ dienen kann, sollte man doch
einmal das nötige Wetterglück haben, dort oben auf dem Belchen.
Karl Heinz Kees
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