Reichsstädte
im deutschen Südwesten. Hrsg. Andre Wais und Rainer Redies.
Mit einem Geleitwort von Sönke Lorenz und einer Einführung
von Peter Husch. DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen.
46,80 Euro. ISBN 3-87181-531-4.
Als
Konrad IV., Sohn des großen Staufers Friedrichs II., 1254
starb, begann für das Deutsche Reich die "kaiserlose, die
schreckliche Zeit". Nur noch wenig erfolgreich wurde die
Staufermacht verteidigt: Konrads IV. kleiner Sohn Konradin
zog 1267 - in seinem Gefolge Friedrich von Baden! - nach
Italien; er wurde von der Übermacht Karls von Anjou (Bruder
des französischen Königs Ludwig IX.) 1268 besiegt und am
29. Oktober - er war gerade 16 Jahre alt geworden -hingerichtet;
mit ihm auch Friedrich von Baden.
Ein gravierender Vorgang; denn "die Markgrafen von Baden,
und damit schließt sich der Kreis der ,badischen' Geschichte
der Stauferzeit, stammen aus dem Geschlecht der Zähringer"
(Wolfgang Hug, Geschichte Badens. S. 70). Mit Konradin ging
nicht nur die Zeit der Staufer zu Ende; Konradin war auch
der letzte Herzog von Schwaben. Es ist also kein historisch
haltbares Argument, das staufisch-schwäbische Herzogtum
zum "Ordnungsmodell für die politische Neugliederung des
deutschen Südwestens" nach dem Zweiten Weltkrieg zu proklamieren.
Mit Konradins Tod auf dem Schafott zu Neapel starb auch
der letzte Herzog von Schwaben. Es folgte eine Zeit der
politischen "Zersplitterung" oder - positiver gesehen -
die Neuordnung von Territorien, wie sie sich z. B. bereits
im 12. Jahrhundert im "Staat der Herzöge von Zähringen"
(Theodor Mayer) entwickelten. Aber natürlich ließ der Absturz
des deutschen Königtums mit den Staufern ein Machtvakuum
bzw. Freiräume entstehen, die eine "kleinräumige Territorialpolitik"
möglich machten. Vor allem aber schafften sich etliche Städte
eigene Hoheitsgebiete als freie Reichsstädte, mit Marktrechten
und gesicherten Bürgerfreiheiten, so auf badischen Boden
u. a. Offenburg ("frech, fromm, farbenfroh"), Gengenbach
("Perle mit badischen Charme"), Zell am Harmersbach, Konstanz,
Pfullen-dorf, Überlingen ("Nizza des Bodensees"). Mit der
Wahl des Rudolf von Habsburg zum König - 1273 - endete zwar
das Interregnum, aber die Dynamik der Urbanisierung blieb
ungebrochen: bis heute haben sich reichsstädtisches Bewusstsein
und unverwischbare Traditionen erhalten.
Dieser Band, mit guten Texten und exzellent bebildert, dokumentiert
sehr eindrucksvoll die geschichtlichen Spuren und das heutige
städtische Leben mit besonders geglückten Stadtbildern,
großartigen Kirchen, schönen Plätzen und Brunnen. Sönke
Lorenz weist in seinem Geleitwort mit vollem Recht darauf
hin, dass sich diese mittelalterlichen Städte "als eine
der wichtigsten Frühformen abendländischer Demokratie" entwickelt
haben.
AdolfSchmid
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