Rezensionen

 

Susanne Dieterich, Württembergische Landesgeschichte für neugierige Leute. Vom Dreißigjährigen Krieg bis 1952. DRW-Verlag Weinbrenner 2002. ISBN 3-87181-469-5.

Das Buch erzählt Landesgeschichte seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zum Jahr 1952, als Württemberg im größeren Bundesland mit Baden aufging. Es beginnt im Zeitalter der Hexenverfolgung, in den Anfängen der "Neuzeit" also, mit so spektakulären Prozessen wie gegen Katharina Kepler aus Leonberg, Mutter des Astronomen Johannes Kepler. Illustriert wird das Leben und Wirken von Heinrich Schickhardt, Architekt, Ingenieur und Städteplaner aus Herrenberg; seine Meisterleistung: Planung und Aufbau Freudenstadts 1599. Bis zum Friedenvertrage von 1648 durchleidet das Herzogtum alle Nöte eines langen Krieges, im Bündnis mit den protestantischen Schweden. Württemberg bietet Asyl an, u. a. den Waldensern, den Hugenotten. 1717 werden die wichtigsten Regierungsbehörden aus Stuttgart weg verlegt, Ludwigsburg mit seinen fürstlichen Beamten wird zur neuen Hauptstadt Württembergs erklärt -Kunstprodukt einer barocken Staatsidee, sicher nicht in der Tradition schwäbischer Sparsamkeit. Fürstliche Willkür und landesväterliche Fürsorge kennzeichnen den Stil von Herzog Carl Eugen, auch ein erstaunliches Kulturschaffen; Johann Jakob Moser -von der Nachwelt als "Vater des deutschen Staatsrecht" gerühmt -, büßt seine Kritik mit einer fünfjährigen Festungshaft. Hohenasperg wird als "württembergische Bastille" zum "Tränenberg" und zum "Demokratenbuckel". Aber dennoch kommt der Fortschritt, die Modernisierung des Staates: Carl Eugen fördert den Nachwuchs, die "Hohe Carlsschule" ist das stolze Ergebnis seines pädagogischen Elans. Eine sehr komplexe, widersprüchliche Figur. Friedrich der Nette wird König von Napoleons Gnaden, verwirklicht sein Ziel: Vergrößerung des Territoriums durch Säkularisation und Mediatisierung. Die Allianz mit Napoleon endet in der Katastrophe: Von den 15 800 Württembergern in der "grande armee" kommen nur 300 wieder heim. Eine Lichtgestalt sehen die Württemberger in Katharina, der russischen Zarentochter, die König Wilhelm heiratet. Und in der Königin Olga, Tochter des Zaren Nikolaus I. Schwäbische Tüftler und Erfinder schaffen ein gutes Fundament des allgemeinen Wohlstands, der Pietismus und Fleiß werden zur Antriebskraft der Industrialisierung. Es folgt aber der Krieg - und das Ende der Monarchie. Die NS-Gleichschaltung aller Lebensbereiche erlebt Würt-$temberg wie die anderen deutschen Regionen, die Besetzung, die Entnazifizierung - später die Währungsreform und der Marshall-Plan und 1952 die Gründung von Baden-Württemberg, heftig umstritten, zu einem Erfolgsmodell ausgereift. -Eine flott erzählte Landesgeschichte.

2/2003
   

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