Rezensionen

 

Wertheimer Jahrbuch 2002. Historischer Verein Wertheim. ISBN 0511-4926.

Der Main trennt den Main-Tauber und den Main-Spessart-Kreis, Hessen und Baden-Württemberg und nach Würzburg hätten es die Wertheimer viel näher als nach Stuttgart, in die alte Residenzstadt Karlsruhe war es "früher" freilich genau so weit. Wie souverän und sicher die Wertheimer mit ihrer Geschichte umgehe, zeigt auch das "Wertheimer Jahrbuch 2002", das der historische Verein in Verbindung mit dem Staatsarchiv Wertheim soeben publiziert hat (Schriftleitung: Dr. Peter Müller). Berichtet wird zunächst über das abgewickelte Programm, über die Vortragsreihe "Frauengeschichte(n)", über Exkursionen und Ausstellungen. Sehr eindrucksvoll ist dann die Serie der veröffentlichten Aufsätze, so z. B. zur Geschichte und Säkularisation der Zisterzienserabtei Bronnbach (Peter Müller und Leonhard Scherg). Mit wachsendem Interesse liest man (von Robert Meier): "Eine Grafenmätresse trifft Jud Süß-Oppenheimer. Zur Konstruktion eines Klischees und seinem Einsatz vor Gericht". Besonders spannend geschrieben hat Markus M. Wieland über den "Volksentscheid über die Fürstenenteignung von 1926 im Amtsbezirk Wertheim". Die "Weimarer Republik" kannte ja - im Gegensatz zu unseren heutigen Verfassung - Volksbegehren und Volksentscheid als effiziente Instrumente direkter Demokratie: Siebenmal wurden "damals" Volksbegehren initiiert, viermal kam es über ein Vorverfahren nicht hinaus; dreimal war das Begehren erfolgreich: 1926 über die "Fürstenenteignung", 1928 über das "Panzerkreuzerverbot", 1929 über den "Young-Plan". Die "Volksentscheide" waren nicht mit Erfolgen gekrönt. Hochinteressantes Anschauungsmaterial wird hier aus dem Amtsbezirk Wertheim geliefert. Beim Problem "Fürstenenteignung" nahmen nur 16,3% der Wahlberechtigten teil, 15,4% stimmten für den Entwurf- im ganzen "Freistaat Baden" wurden runde 38% Ja-Stimmen gezählt.

2/2003
   

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