Willi
Schäfer: Karl Friedrich Schimper. Geschichte und Gedichte
eines Naturforschers. K. F. Schimper-Verlag Schwetzingen
2003. 14,50 Euro. ISBN 3-87742-173-3.
Es ist
in der Tat die längst fällige Wiederentdeckung des Schwetzingers
Karl Friedrich Schimper, bekannt als Naturforscher, nun
auch wieder gewürdigt als Dichter. Der 200. Geburtstag Schimpers
bot dazu den entscheidenden Anlass. Willi Schäfer hat seinen
Lebensweg in beispielhafter Weise nachgezeichnet, seine
Jugend in einer wenig harmonischen Familie, wichtige Begegnungen,
u. a. mit Johann Peter Hebel, seinen Studienwechsel von
der Theologie zu Medizin und Naturwissenschaften. Schimper
machte auf sich aufmerksam in der Botanik mit einer originellen
"Blattstellungslehre", in der Geologie mit einer neuen "Eiszeittheorie",
einer neuen Theorie zur "Gebirgsauffaltung". Aber bald waren
es vor allem poetische Kommentare, Oden und Sonette als
erläuternde Zugaben, mit denen er eine gewisse Resonanz
fand - als "typischer lyrischer Kunstgewerbler". Besondere
künstlerische Bedeutung wollte man ihm nicht zuerkennen
für die rund 300 Gedichte z. B., die in zwei Bänden 1840
und 1847 veröffentlicht wurden.
Aber schlimmer war seine rein menschliche Katastrophe: Der
Verlust von Freunden, die Unfähigkeit zu einer ehelichen
Beziehung, das finanzielle Unvermögen, keine sichere berufliche
Basis, Streit nach allen Seiten. Dr. Karl Friedrich Schimper
- der verarmte Privatgelehrte, der Außenseiter, dem die
Anerkennung für seine wissenschaftliche Leistung und als
Folge auch die Professur an einer deutschen Hochschule versagt
blieb. Dem 62-jährigen gewährte der badische Großherzog
1864 einen jährlichen Ehrensold von 400 fl.: "Zum erstenmal
in meinem Leben sehe ich in materieller Hinsicht mit Sicherheit
in die Zukunft". Aber es folgten Krankheit und -schon 1867
- Tod.
Das neu erschienene Schimper-Buch präsentiert auf 60 Seiten
die spannende Beschreibung eines ungewöhnlichen Lebens und
dann, im vergleichbaren Umfang, eine Auswahl von Gedichten
aus den Bänden von 1840 und 1847. Die Gedichte zeigen eine
recht eigenwillige poetische Durchdringung der Natur und
ihres Verhältnisses zu den Menschen, mit klugen Nachklängen
von naturphilosophischen Überlegungen, auch mit lockeren,
eingängigen, treuherzigen, naiven Erlebnisdichtungen, mit
sprachschöpferischem, bisweilen exaltiertem Einfallsreichtum.
Dass man tatsächlich reklamieren darf, K. F. Schimper in
einem Atemzug zu nennen mit Hölderlin und Heine, mit Droste-Hülshoff
und Eichendorff, scheint sehr mutig; der Leser möge selbst
entscheiden, die Lektüre lohnt sich.
|