Rezensionen

 

Thomas Stöckle: Grafeneck 1940. Die Euthanasie-Verbrechen in Südwestdeutschland. Silberburg-Verlag 2002. ISBN 3-87407-507-9.

"Holocaust" und "Endlösung des Judenproblems" gehören heute zum gesicherten historischen Gedächtnis. Aber war dies nicht doch nur ein Aspekt eines gigantischen diabolischen Unternehmens, geleitet von einer völlig verirrten Biologie? - Es ist zu erinnern an die "Euthanasie-Morde", in Südwest deutschland steht dafür der Name Grafeneck, wo Tausende von Kranken aus den Heil- und Pflegeanstalten ermordet wurden. Seit dem 1. September 1939 war die Vernichtung von Behinderten und psychisch Kranken durch einen geheimen Erlass des "Führers" gesetzlich: "dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann". Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen, im Lan de begannen die Krankentransporte in den Tod - ins Schloss Grafeneck bei Münsingen, wo über 10 000 Menschen vergast wurden, darunter 4500 Kranke aus badischen Heil- und Pflegeanstalten. "Wie der ,Holocaust' steht die Tötung von Hilfsbedürftigen und Wehrlosen im Rahmen der ,T 4-Euthanasie-Aktion' für das Ende jeglicher Humanität während des dritten Reiches". "T 4" wurde die Aktion genannt nach dem Sitz der Mordzentrale in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Grafeneck war das erste von sechs Vernich tungszentren im Reichsgebiet, hier nahm im Januar 1940 die NS-"Euthanasie" ihren Anfang, ein Pro gramm zur "Reinigung des Volkskörpers". Ganz ein deutig: "Die Tötungstechnologie der Gasmordanstal ten wurde hierbei für den späteren Mord an den europäischen Juden übernommen ... Beiden Opfer gruppen wurde aus der Sicht der Täter eine (erb-) bio logische Minderwertigkeit zugeschrieben und letzt lich deren ,Lebensunwert' behauptet". - Thomas Stöckle hat hier ein wichtiges Thema in die Öffent lichkeit gebracht.

Adolf Schmid

2/2003
   

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