Rezensionen

 

Hermann Althaus: Kreuze, Bildstöcke und Grenzsteine im Dreisamtal und dessen Umgebung. Schillinger-Verlag Freiburg, 2002. 14,50 €. ISBN 3-89155-281-5.

Viele historische und religiöse Kleindenkmäler hat Hermann Althaus für das Dreisamtal und dessen Umgebung sorgfältig ermittelt und nun in Text und Bild präsentiert. Als Lehrer am Marie-Curie-Gymnasium Kirchzarten begann er, Schüler in einer Arbeitsgemeinschaft für die Suche und das Auffinden kleiner Kunstdenkmäler zu interessieren und schließlich eine eindrucksvolle Photoausstellung zu erarbeiten. Diese Arbeit hat er nun stark ausgeweitet und eine vorbildliche Bestandsaufnahme für das Dreisamtal vorgelegt. Deutlich spürbar ist dabei sein Anliegen, die Besitzer von Kreuzen und Bildstöcken zu ermutigen, dieses Kulturgut zu pflegen und zu bewahren. So wird auf eindringliche Weise das Gedächtnis an viele menschliche Schicksale wach gehalten, die Erinnerung an Unglücksfälle, an plötzlichen Tod, an Verbrechen; Hofkreuze dienen auch als Danksagung oder einem bescheidenen Nachruhm usw. Hermann Althaus erinnert auch an Grabsteine, an Grenzsteine, an bisher "Übersehenes". Insgesamt sind etwa 90 Steinkreuze, 110 Holzkreuze und fast 50 Bildstöcke beschrieben, zumeist in ausgezeichneten Photos wiedergegeben. Soweit möglich hat H. Althaus versucht, die Hintergründe für die konkrete Aufstellung eines Denkmals deutlich zu machen und es in das historische Umfeld einzubetten. Besonders eindrucksvoll ist ihm dies gelungen beim "Engländerdenkmal" in Hofsgrund (zur Erinnerung an die Katastrophe vom 17. April 1936, als Neuschnee und Nebel am Schauinsland 27 englischen Schülern und ihrem Lehrer, Herrn Keast, zum Verhängnis wurden). Oder beim Kreuz von der "Soldatenkapelle" in St. Peter, das erinnert an die Leiden der jungen österreichischen Soldaten, die 1813/14 Napoleon nach Westen trieben - und unter ungeheuren Strapazen und Seuchen zu leiden hatten: 848 Soldaten überlebten nicht und wurden in einem Massengrab in St. Peter beigesetzt. Oder beim Gedenkkreuz im Mooswald, das an das schwere Eisenbahnunglück vom 3. September 1882 erinnert: Wegen "überhöhter Geschwindigkeit" entgleiste die Lokomotive mit dem Namen "Kniebis", es gab 64 Tote und 225 Schwerverletzte - das erste große Eisenbahnunglück in Süddeutschland.
Einzelschicksale, Massenvernichtung, Verzweiflung, Unglücksfälle, Desaster, Naturkatastrophen: In unserer Landschaft finden wir viele Erinnerungen, Mahnmale, Gedenkstätten. Hermann Althaus hat dazu einen zuverlässigen Wegweiser geliefert.

Adolf Schmid

2/2003
   

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