Mit 100 Sachen durch die Landesgeschichte

porträtiert den Kulturraum Baden-Württemberg

Zeitreise durch die Landesgeschichte

Die Ausstellung reicht von den Anfängen bis zum 21. Jahrhundert. Auf geschlossene Objektgruppen und Themenblöcke wurde bewußt verzichtet. Als Exponat steht jedes der insgesamt Hundert für sich, durch die Katalogbeiträge und die Texttafeln jedoch entsteht ein Bild, das über den Gegenstand hinausreicht. Anhand von Einzelstücken werden Personen, Ereignisse, Orte und historische Sachverhalte verständlich und einprägsam vorgestellt.

Die Reichenau und Hirsau stehen für die mittelalterliche Klosterkultur; unter den Reichsstädten wies Rottweil Verbindungen zur Eidgenossenschaft auf, Freiburg gehörte zum habsburgischen Vorderösterreich, und an Schwäbisch Hall kann exemplarisch der Übergang an die fürstlichen Territorien aufgezeigt werden. Neben den Herrscherhäusem von Baden und Württemberg wird auch der zahlreichen kleineren Territorien im südwestdeutschen Raum — Hohenzollern, Fürstenberg, Hohenlohe — sowie der Grafen und der Reichsritterschaft gedacht.

Götz von Berlichingen tritt neben Katharina von Württemberg auf, Caroline Luise von Baden neben Hans von Gemmingen. Seit dem 16. Jahrhundert treten zunehmend bürgerliche Gestalten und die Bevölkerung selbst in den Blick, etwa die Geiseln im Pfälzischen Erbfolgekrieg oder die Opfer der großen Hungersnot von 181 6/17.

Mit Gottlieb Daimler und Carl Benz, dem Grafen Zeppelin oder Johannes Kepler beanspruchen die Forscher, Tüftler und Erfinder einen prominenten Ort in der Ausstellung — bestimmte Exponate, darunter die spektakuläre Nase einer Raumkapsel, verweisen auf die spezifischen Leistungen südwestdeutscher Wissenschaft und Industrie. Deutlich wird sich in der Schau die Stimme Reinhold Maiers vernehmen lassen: seine Rede zur Gründung des neuen Bundeslands Baden — Württemberg am 25. April 1952 wird in Auszügen zu hören sein. Symbolhaft soll sie über dem Modell eines im selben Jahr entworfenen Mercedes Benz erschallen, der an die Aufbruchstimmung der Wirtschaftswunderzeit erinnert.

Ein Zeitgeschichtliches Mosaik...

entsteht am Ende der Ausstellung. Hier spielen Krieg und Parteigeschichte, aber auch Industrialisierung und ent stehender Massentourismus eine wichtige Rolle.

Prominent tritt die tragische Gestalt Johann Georg Elsers in den Blick. Der 1903 in Hermaringen geborene Tischler entschloß sich 1938 nach dem Besuch einer Gedenkveranstaltung der NSDAP, Adolf Hitler durch ein Attentat zu töten. Er befaßte sich mit Sprengstoffen und entwarf Bomben. Am 8. November 1939 detonierte sein in eine ausgehöhlte Säule des BürgerbräuKellers eingebauter Sprengkörper und tötete sieben Menschen Hitler jedoch hatte den Saal zehn Minuten früher als erwartet verlassen, um seinen Zug nach Berlin zu erreichen. Elser wurde in Konstanz verhaftet, und lange bevor man ihn 1945 im Konzentrationslager Dachau ermordete, wurde sein Fall für die Propaganda ausgeschlachtet. Auf einem Plakat (Foto) wird er als verlängerter Arm des britischen „Hetzers" Chamberlain denunziert, seine „Meucheltat" als Vorwand genutzt, die öffentliche Stimmung gegen das soeben in den Krieg eingetretene England anzuheizen.

Ähnlich eindringlich liest sich die Geschichte eines unscheinbaren Stückchens Draht, das in einem Aktenordner aufbewahrt wird. Mit ihm schnitt sich ein jüdischer Emigrant, dem zwar die Flucht in die Schweiz gelungen war, der jedoch von den dortigen Behörden wieder abgeschoben wurde, die Pulsadern auf, um den absehbaren Folgen der unfreiwilligen Rückkehr nach Süddeutschland zu entgehen. Dank dieses Freitodes rettete der Draht später viele Leben: Nach seiner Aufnahme in die Untersuchungsakte machte die Schweiz das tragische Einzelschicksal zum Präzedenzfall und stellte die Abschiebepraxis ein.

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im Detail:

Das Mikroskop der Großherzogin Caroline Luise
Das Nähkästchen der Zarin Maria Feodorowna
Das Reliquiar des heiligen Fidelis von Sigmaringen

siehe auch:

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