Kurpfälzisches Museum Heidelberg:

Das Kunstwerk des Monats

Mai 2003

Anna Dorothea Therbusch ( 1721 - 1782 )
Gustav Adolf Graf von Gotter als Bacchus
um 1740/ 1745

Wie seine Biographen berichten, war der Diplomat und Hofbeamte Gotter, dessen wichtigste Lebensstationen Wien, Berlin und Molsdorf waren, der insgesamt dreimal - 1728-1736, 1740-1745 und 1753-1762 - in preußischen Diensten stand und unter anderem Erzieher der württembergischen Prinzen am Berliner Hof war, eine überaus originelle Persönlichkeit.

Mit seiner Lebensmaxime "vivere et laetari" - leben und sich freuen - führte er einen aufwendigen Lebensstil, blieb unverheiratet, hatte aber zeitlebens wechselnde Gespielinnen und gehörte seit 1743 dem "Ordre des hermites de bonne humeur" an, dem Eremitenorden der heiteren Einsiedler, in dem er den Ordensnamen "Tourbillon" - Wirbelwind - trug. Zu den Statuten gehörte es, Kummer und schlechte Laune aus der Seele zu verbannen, die Devise und Grußformel lautete "Vive la joye".

Gotter hat sich zeitlebens porträtieren lassen, darunter mehrfach in wechselnden Rollen, z.B. als Jäger im Jägerhabit, als Orientale mit Turban oder auch in Begleitung eines jungen Mädchens als Pilger nach Cythera, der Insel der Venus. Das kleinformatige intime Heidelberger Bildnis Anna Dorothea Therbuschs zählt zu diesen barocken "portraits historiées". Therbusch präsentiert den Epikuräer mit seiner massigen Gestalt, ausdrucksvollem Gesicht und ausgeprägtem Doppelkinn in lässiger Kleidung: eng sitzender Jacke und Hose aus delikat gemaltem blauen Seidenstoff, tief auf die Brust geöffnetem Hemd mit üppig berüschten Manschetten, auf dem perückenlosen Kopf eine schräg sitzende trauben- und bändergeschmückte Strohkappe. Seine Linke ist auf den gespreizten Oberschenkel, der rechte Arm auf einen Tisch gestützt, wo ein Stillleben mit Obst, Weintrauben und Weinflasche steht. In seiner fleischigen Hand hält Gotter geziert ein winziges Weinglas.

Text: Annette Frese

siehe auch: Sammlungsblatt
Öl auf Leinwand,
42,4 x 35,2 cm
Inv.-Nr. G 2457
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