Kurpfälzisches Museum Heidelberg:

Das Kunstwerk des Monats

März 2002

Endbeschlag einer Schwertscheide


Foto: R. Ajtai

Das vorgestellte Fundstück datiert in die Zeit der Urnenfelderkultur, in Europa eine der wichtigsten Kulturen der Spätbronzezeit. Sie entwickelte sich im Laufe des 13. Jh. v.Chr. und gelangte um die Jahrtausendwende zu voller Blüte. Die großen Urnenfelderfriedhöfe, die manchmal Hunderte von Bestattungen umfassen, sind Spiegelbilder der ersten Dörfer, die um 1000 v.Chr. entstehen und die auch im Heidelberger Raum zum selben Zeitpunkt auf einen kräftigen Bevölkerungsanstieg verweisen.
Es müssen damals, am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit, in Mitteleuropa sehr unruhige Zeiten geherrscht haben, denn es entstehen neben den offenen Flachlandsiedlungen zahlreiche befestigte Höhensiedlungen. Berühmtes Beispiel im südwestdeutschen Raum ist die mehrere Hektar umfassende Siedlung auf dem Heiligenberg, die mit ihren topografischen Vorzügen im Siedlungsgebiet eine herausragende Stellung einnahm.

Nach Ausweis der zahlreichen Kleinfunde und besonders auch der Keramik, die von der untermainisch-schwäbischen Urnenfeldergruppe geprägt ist, lässt sich auf dem Heiligenberg in der Spätphase der Stufe Hallstatt B ein erster Besiedlungsschwerpunkt erkennen. In dieser Zeit nimmt der Berg mit seinen topografischen Vorzügen im Siedlungsgefüge des Neckarmündungsgebietes eine herausragende Stellung ein. Dies belegen auch einzelne Funde, darunter auch der bronzene Scheidenendbeschlag (Ortband) eines Schwertes. Einerseits weist er auf die Anwesenheit einer wohlhabenden Oberschicht, geführt von einem lokalen Machthaber, andererseits belegt er Fernkontakte, denn schon damals war der Heiligenberg ein wichtiger Punkt an einer europaweit bedeutenden Fernhandelsstraße.

Das Ortband wurde 1980 bei Grabungen des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Heidelberg im Bereich der Basilika St. Michael zwischen frühmittelalterlichem Bauschutt entdeckt. Das beutelförmige Stück ist 3 cm hoch, maximal 3,2 cm breit und hat eine Wandstärke von 0,1 cm. Scheidenendbeschläge (Ortbänder) verstärkten das untere Ende der Schwertscheiden und verhinderten ein allzu schnelles Durchstoßen der Klingenspitzen durch das weichere Material der Scheide, wohl Leder. In Süd- und Westdeutschland ist das Heidelberger Ortband singulär, denn das Hauptverbreitungsgebiet lag in Südostengland und Nordfrankreich. Augenfällig belegt dieser Fund die Beziehungen der englisch-französischen Urnenfelderkulturen zu Süddeutschland und Böhmen, die in erster Linie über die östlichen Nebenflüsse des Rheins und damit auch über den vom Heiligenberg kontrollierten Unterlauf des Neckar liefen.

Textvorlage: Renate Ludwig

siehe auch: Sammlungsblatt
Schwertträgeradel am Oberrhein
Bronze, um 900 v. Chr.
gefunden 1980 in der Michaelsbasilika auf dem Heiligenberg
Bronze, H 3 cm , B max. 3,2 cm
Inv.Nr. HB 80/124
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