Selbst kinderlos
wandte sich die Kurfürstin mit großer Liebe der graziösen und
heiteren Maria Anna zu, die sowohl im Schwetzinger Schloss über
den Räumen der Kurfürstin wie auch in Oggersheim ein eigenes Appartement
besaß. Über das Schwetzinger Quartier sind wir genau unterrichtet,
es bestand aus einem mit grüner Seide bespannten Gesellschaftszimmer,
einem mit bemalter Leinwand bespannten Schlafzimmer mit einem
"lit ä la Dauphine", aus dem man noch im Liegen über den herrlichen
Park blicken konnte, und einer geräumigen Garderobe. Bedenkt man
die Enge, die in diesem Schloss herrschte, und die Tatsache, dass
der Kurfürst selbst nur über vier Räume verfügte, so erkennt man
die bevorzugte Stellung, die dieses junge Mädchen einnahm. Die
eingezogene katholische Erziehung hatte allerdings zur Folge,
dass Maria Anna menschenscheu und gesellschaftlich ungewandt erschien,
was sie trotz ihrer Schönheit für einen glänzenden Hof unattraktiv
machte.
So war sie schon 27 Jahre alt geworden, als das Kurfürstenpaar
eingriff und eine Hochzeit mit dem am Mannheimer Hof erzogenen
Prinzen Wilhelm von Birkenfeld-Gelnhausen arrangierte. Die Trauung
fand am 30.1.1780 im Vorzimmer der Kurfürstin im Residenzschloss
statt.
Carl Theodor, der den jungen Prinzen liebte, stellte ihm die Landshuter
Stadtresidenz als Wohnsitz zur Verfügung, um ihn nahe bei München
zu wissen. Dort gebar Maria Anna ihrem Gemahl drei Kinder; darunter
Prinzessin Elisabeth, später Gemahlin des napoleonischen Marschalls
Berthier, und Pius, den Großvater der Kaiserin Sissi.
Am 17. August 1794 verstarb die Kurfürstin Elisabeth Augusta in
Weinheim. In ihrem schon 1778 verfassten Testament hatte sie verfügt:
" Je donne et legue a ma chere niece la prin-ceße Marie Anne des
Deuxponts....la moitie du capitale.....avec la vaißelle.et tout
le linge de table qui sont a oggersheim, mes trois voitures, en
outre mes braßelets de brilliants en chaton, avec les boucles
döreilles, montes en oreilles de chien, et la tabatiere de lapis
avec le portrait de l'Electeur garnie de brilliants " (HU 1878).
Neben dem baren Geld war der bedeutendste Posten das zwischen
1768 und 1780 in Straßburg her gestellte Tafelsilber, das von
nun an die offizielle Hoftafel des Paares zierte und von Generation
zu Generation weitergegeben wurde, bis es im Jahre 2002 wieder
in die Kurpfalz zurückkehrte und nun zu den glanzvollsten Ausstellungsstücken
des Kurpfälzischen Museums zählt.
Mit dem Silber im Umzugsgut bezog das seit 1799 mit dem Titel
.Herzog in Bayern' und der Anrede "Königliche Hoheit" belehnte
Paar zwischen 1804 und 1806 das Schloss Benrath bei Düsseldorf,
das als Witwenresidenz der Erblasserin errichtet worden war, aber
von ihr nie bezogen wurde. Von 1806 an bewohnte das Paar die Bamberger
Residenz und erwarb Kloster Banz als Sommerresidenz. Der Umsicht
des Herzogs ist es zu verdanken, dass dieses barocke Juwel der
Nachwelt unverändert erhalten blieb. Einundsiebzigjährig stirbt
die Herzogin im Jahre 1824.
Das Jugendbild der Prinzessin, das sie im zarten Alter von 12
Jahren zeigt, präsentiert ein durch Schminke, Juwelen und hermelinbesetztes
Hofgewand als große Dame ausgezeichnetes Mitglied des regierenden
Hauses. Der antike Gestus der "pudicitia" ist ein deutlicher Hinweis
auf die Schönheit und Züchtigkeit der Dargestellten, die in einem
Alter steht, in dem in fürstlichen Häusern Ehen angebahnt wurden.
Die glatte, an Emailmalerei erinnernde Oberfläche, und die Wahl
zartester Farben verweist auf französische Vorbilder, die Brandt
während zweier Studienaufenthalte in Paris studieren konnte.
Text:
Carl Ludwig Fuchs
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