Kunstwerk des Monats
August 2004
- Sammlungsblatt -

Heinrich Karl Brandt:
Prinzessin Maria Anna von Zweibrücken-Birkenfeld

Prinzessin Maria Anna war eine Nichte des Kurfürstenpaares Carl Theodor und Elisabeth Augusta von der Pfalz. Als viertes Kind ihrer Eltern wurde sie am 18. Juli 1753 in Mannheim geboren. Ihr Vater Friedrich Michael (1724-1767) stand als Feldmarschall in kaiserlichen Diensten und befand sich fast immer weit von der Familie entfernt. Die lebenslustige Mutter Franziska Dorothea von Sulzbach (1724-1797), jüngste Schwester der Kurfürstin, konnte sich nur schwer mit dieser Situation abfinden und vergnügte sich auf ihre Weise. Als sie unverhofft schwanger wurde, sorgte die erboste Kurfürstin für eine Entfernung vom Hofe und entzog ihr das Sorgerecht für die vier lebenden Kinder. Der Älteste, Carl August, wurde von Carl Theodor erzogen, der Jüngste, Maximilian Joseph, von Herzog Christian IV. von Zweibrücken, die beiden Töchter von Elisabeth Augusta, wobei Maria Anna eine große Zeit ihrer Erziehung im Kloster "Visitation" in Nancy verbrachte.

Selbst kinderlos wandte sich die Kurfürstin mit großer Liebe der graziösen und heiteren Maria Anna zu, die sowohl im Schwetzinger Schloss über den Räumen der Kurfürstin wie auch in Oggersheim ein eigenes Appartement besaß. Über das Schwetzinger Quartier sind wir genau unterrichtet, es bestand aus einem mit grüner Seide bespannten Gesellschaftszimmer, einem mit bemalter Leinwand bespannten Schlafzimmer mit einem "lit ä la Dauphine", aus dem man noch im Liegen über den herrlichen Park blicken konnte, und einer geräumigen Garderobe. Bedenkt man die Enge, die in diesem Schloss herrschte, und die Tatsache, dass der Kurfürst selbst nur über vier Räume verfügte, so erkennt man die bevorzugte Stellung, die dieses junge Mädchen einnahm. Die eingezogene katholische Erziehung hatte allerdings zur Folge, dass Maria Anna menschenscheu und gesellschaftlich ungewandt erschien, was sie trotz ihrer Schönheit für einen glänzenden Hof unattraktiv machte.
So war sie schon 27 Jahre alt geworden, als das Kurfürstenpaar eingriff und eine Hochzeit mit dem am Mannheimer Hof erzogenen Prinzen Wilhelm von Birkenfeld-Gelnhausen arrangierte. Die Trauung fand am 30.1.1780 im Vorzimmer der Kurfürstin im Residenzschloss statt.
Carl Theodor, der den jungen Prinzen liebte, stellte ihm die Landshuter Stadtresidenz als Wohnsitz zur Verfügung, um ihn nahe bei München zu wissen. Dort gebar Maria Anna ihrem Gemahl drei Kinder; darunter Prinzessin Elisabeth, später Gemahlin des napoleonischen Marschalls Berthier, und Pius, den Großvater der Kaiserin Sissi.
Am 17. August 1794 verstarb die Kurfürstin Elisabeth Augusta in Weinheim. In ihrem schon 1778 verfassten Testament hatte sie verfügt: " Je donne et legue a ma chere niece la prin-ceße Marie Anne des Deuxponts....la moitie du capitale.....avec la vaißelle.et tout le linge de table qui sont a oggersheim, mes trois voitures, en outre mes braßelets de brilliants en chaton, avec les boucles döreilles, montes en oreilles de chien, et la tabatiere de lapis avec le portrait de l'Electeur garnie de brilliants " (HU 1878). Neben dem baren Geld war der bedeutendste Posten das zwischen 1768 und 1780 in Straßburg her gestellte Tafelsilber, das von nun an die offizielle Hoftafel des Paares zierte und von Generation zu Generation weitergegeben wurde, bis es im Jahre 2002 wieder in die Kurpfalz zurückkehrte und nun zu den glanzvollsten Ausstellungsstücken des Kurpfälzischen Museums zählt.
Mit dem Silber im Umzugsgut bezog das seit 1799 mit dem Titel .Herzog in Bayern' und der Anrede "Königliche Hoheit" belehnte Paar zwischen 1804 und 1806 das Schloss Benrath bei Düsseldorf, das als Witwenresidenz der Erblasserin errichtet worden war, aber von ihr nie bezogen wurde. Von 1806 an bewohnte das Paar die Bamberger Residenz und erwarb Kloster Banz als Sommerresidenz. Der Umsicht des Herzogs ist es zu verdanken, dass dieses barocke Juwel der Nachwelt unverändert erhalten blieb. Einundsiebzigjährig stirbt die Herzogin im Jahre 1824.
Das Jugendbild der Prinzessin, das sie im zarten Alter von 12 Jahren zeigt, präsentiert ein durch Schminke, Juwelen und hermelinbesetztes Hofgewand als große Dame ausgezeichnetes Mitglied des regierenden Hauses. Der antike Gestus der "pudicitia" ist ein deutlicher Hinweis auf die Schönheit und Züchtigkeit der Dargestellten, die in einem Alter steht, in dem in fürstlichen Häusern Ehen angebahnt wurden. Die glatte, an Emailmalerei erinnernde Oberfläche, und die Wahl zartester Farben verweist auf französische Vorbilder, die Brandt während zweier Studienaufenthalte in Paris studieren konnte.

Text: Carl Ludwig Fuchs

Literatur:
Hermann von Witzleben, llka von Vignau: Die Herzöge in
Bayern, München 1976
Stefan Mörz: Die letzte Kurfürstin, Elisabeth Augusta von der Pfalz, die Gemahlin Carl Theodors, Kohlhammer 1997
Bildnachweis: Museum (Gattner)
 
Prinzessin Maria Anna von Zweibrücken-Birkenfeld, die Erbin des "Kurpfälzischen Tafelsilbers" Öl auf Leinwand, 69,5 x 55,5 cm, Inv. Nr. G 28 (Sammlung Graimberg)
 
 
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