Kurpfälzisches Museum Heidelberg:Das Kunstwerk des Monats |
August 2002 | ||||
Hans Daucher: |
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Am 18. Oktober 1529 heiratete der Neuburger Herzog Pfalzgraf
Ottheinrich Susanna von Bayern, die Witwe des Markgrafen Kasimir von Ansbach
aus dem Haus Brandenburg, Schwester der Herzöge Wilhelm und Ludwig von
Bayern, bereits fünffache Mutter. Hans Daucher hat in einem Steinrelief
des Parisurteils die Brautwahl in leicht abgewandelter Form dargestellt.
Auf dem im Original aus Kehlheimer Stein geschnittenen Parisurteil"
lehnt Ottheinrich als Paris schlafend am Stamm eines ausladenden Baumes.
Helm und linker Handschuh liegen vor ihm auf dem Boden, sein Pferd steht
gesattelt hinter ihm, ein Hund hält Wache. Im Hintergrund erkennt man
rechts Neuburg an der Donau mit dem fürstlichen Schloss, links das
Jagdschloss Grünau. |
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Der Götterbote Hermes in Gestalt eines Hofjunkers - erkennbar
am Flügelhelm - weckt den schlafenden Fürsten und präsentiert
ihm die drei unbekleideten Göttinnen: rechts Aphrodite (Venus) Kallipygos
(mit dem schönen Hintern"), dahinter die jungfräuliche Pallas
Athene, und schließlich Hera, die Göttermutter, mit der züchtig
im Haarnetz gefangenen Frisur. Diese, von Hermes an der Hand geführt,
trägt die Züge von Ottheinrichs Gattin Susanna.
Daucher ist seinen Vorlagen, u.a. von Lucas Cranach d. Ä. im Wallraf-Richartz Museum in Köln (1512/14) und dem Statens Museum für Kunst in Kopenhagen (1528), in der Kompositipon gefolgt, weicht aber so weit von ihnen ab, dass der Mythos auf die Eheschließung des Auftraggebers zurechtgeschnitten erscheint: Der Zankapfel, eigentlicher Anlass für den Schönheitswettbewerb der Göttinnen, liegt achtlos auf dem Boden, und Paris trifft seine Wahl nicht zu Gunsten der Schönheit Aphrodite, sondern entscheidet sich im dynastischen Sinn für die Witwe, die nach den Worten der Zimmerischen Chronik ganz rank und klein von leip" war, also für den Fortbestand der Familie und der Macht. Pallas Athene hält sich im Hintergrund und verweist durch ihre Handhaltung darauf, dass sie mit der Gattenwahl des Ritters einverstanden ist. Doch Ottheinrichs Wahl trug keine Früchte. Entgegen allen Erwartungen blieb die Ehe kinderlos, Susanna starb im Jahre 1543 und die alte Kurlinie, die seit Ruprecht I. die rheinische Kurwürde innehatte, erlosch. Textvorlage: Frieder Hepp |
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Abguss des Steinreliefs im Staatlichen Museum Berlin-Dahlem (Gips) Hans Daucher, um 1529 21 x 19 cm, Inv.Nr. PS 246 |
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