Siebzehn Jahre nach der Ausgrabung erster Bruchstücke sind
1990 die Funde weiterer zugehöriger Stücke gelungen - jetzt
waren die wissenschaftlichen und restauratorischen Arbeiten
durch das Urgeschichtliche Institut der Universität Tübingen
soweit gediehen, dass die Knochenflöte endlich ausgestellt
werden konnte.
Zusammen mit zwei jüngeren paläolithischen Flöten aus Isturitz
(Frankreich) und Grubgraben (Österreich) stand die Knochenflöte
aus dem Geißenklösterle im Zentrum der Ausstellung.
Das Fundmaterial erschließt einen Zugang zur Knochenflöte
über die Darstellung der eiszeitlichen Umwelt und der archäologischen
Zusammenhänge. Perlen belegen erstmals den Gebrauch von
Schmuck, die geänderte Jagdweise dieser Zeit wird durch
Geschossspitzen anschaulich gemacht. Diese Neuerungen im
frühen Jungpaläolithikum sind wesentliche Aspekte eines
neuen Denkens, das neue Kommunikationsweisen zulässt: Die
Einpassung in natürliche und soziale Gegebenheiten erlangt
eine neue Qualität; neue Überlebensstrategien werden entwickelt
und neue gesellschaftliche Bedingungen entstehen. Zusammen
mit Lebensbildern im Maßstab 1:1, die auf Grundlage der
aktuellen Forschungsergebnisse angefertigt wurden, ergibt
sich ein eindrucksvolles Bild der Lebensverhältnisse in
der jüngeren Altsteinzeit.
Eine ganz andere Annäherung wurde dem Besucher in einer
weiteren Ausstellungseinheit mit Flöten aus den Beständen
des Linden-Museums Stuttgart, Staatliches Museum für Völkerkunde,
angeboten. Über einen Bildschirm konnten Hörproben den Exponaten
prinzipiell vergleichbarer Flöten aus dem Phonogramm-Archiv
des Berliner Ethnologischen Museums mit ergänzenden Bild-
und Textinformationen angewählt werden.
An unterschiedlichen Röhren konnte der Besucher auch selbst
einfache akustische Versuche zu den Grundlagen des Flötenspiels
durchführen.
Die Ausstellungseinheit "Experimentelle Archäologie" erschloss
die technischen Eigenschaften von heute nicht oder kaum
mehr genutzten Rohstoffen der Knochen-, Geweih- und Elfenbeinindustrie.
Ein Rückblick auf die Ausstellung "Schwanenflügelknochen-Flöte"
im Württembergischen Landesmuseum im Alten Schloss in Stuttgart
( 5. November 2004 bis 30. Januar 2005).
© Text & Bilder: WLM