Spätmittelalter am Oberrhein |
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Ländlicher Raum |
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Bauer mit Schwein Edelmann mit Hahn
Figuren aus dem Isenheimer Altar: |
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Die beiden Figuren aus dem Isenheimer Altar waren im 19.
Jahrhundert, ehe der Altar im ehemaligen Dominikanerinnenkloster in Colmar
neu aufgebaut wurde, abhanden gekommen und wurden nach dem Kauf durch das
Badische Landesmuseum dem Unterlindenmuseum 1977 zur Integration in den
rekonstruierten Altar überlassen.
Die beiden Figuren knieten im Hochaltar des Antoniterhospitals von Isenheim rechts und links des hl. Antonius, des Patrons des Antoniterordens. Sie überbringen Gaben an den Heiligen "Ex voto", d. h. auf Grund eines Gelöbnisses. Der Hahn wird damit erklärt, daß Kranke, die zur Pflege in ein Antoniterhospital aufgenommen wurden, geschlechtliche Enthaltsamkeit geloben mußten. Das Ferkel würde auf Grund eines Privilegs des Ordens als Antoniusschwein frei herumlaufen und sich kostenlos ernähren dürfen, bis es dann zu Gunsten des Ordens und der Kranken geschlachtet würde. Der Stand der Personen läßt sich an der Kleidung nicht mit Sicherheit ablesen, wenn auch der lange Mantel (Schaube) des Jünglings auf einen höheren Rang schließen läßt als der kurze Rock über Beinlingen des Mannes mit dem Turban. Doch ist die original erhaltene, wenn auch abgeriebene Fassung - vergegenwärtigt man sich den ursprünglichen silbernen Glanz von Schaube und Rock - bei beiden Figuren sehr prächtig. Die traditionellen Bezeichnungen als "Landedelmann" (in der französischen Literatur "bourgeois") und "Bauer" sollten deshalb nur als Hilfsbegriffe zur Unterscheidung der beiden Figuren verstanden werden. Die Individualisierung der Gesichter durch Niclas Hagenower, von denen eines derb, breit und sonnengegerbt zu sein scheint, erklärt jedoch, wie es zu diesen Bezeichnungen kommen konnte. |
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Figuren vom Isenheimer Altar
a) Kniender Mann mit Hahn
Niclaus Hagenower (1493 Vollbürger in Straßburg, gestorben
vor 1538) zugeschrieben
a) H. 63,3 cm, B. 42 cm, T.25, 5 cm Karlsruhe, Badisches Landesmuseum (als Leihgabe in Colmar, Unterlindenmuseum), Inv. Nr. 77/22, 77/23
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