200 Jahre Säkularisation
Die Säkularisation der geistlichen Herrschaften 1802/03 veränderte die politische Landkarte kurz vor dem Ende des Alten Reiches noch einmal grundlegend. Im ganzen Reich wurden 25 Fürstbistümer und 44 Reichsabteien aufgehoben, ihr gesamter Besitz an Immobilien und beweglichen Gütern fiel an die umliegenden Staaten. Das brachte diesen Staaten nicht nur einen Ersatz für ihre Gebietsverluste, die sie in den Revolutionskriegen gegen Frankreich hinnehmen mussten, sondern auch einen gewissen finanziellen Spielraum, der die am Beginn des 19. Jahrhunderts notwendigen Reformen durchführbar machte. Die politischen Konsequenzen waren zunächst eindeutig: Aus den vorher kleinen Fürstentümern wie Baden, Württemberg oder Bayern wurden jetzt durch das Kalkül vor allem Napoleons abgerundete Mittelstaaten, die in der Lage waren, an der Seite Frankreichs den alten Großmächten Preußen und Österreich ein wirkungsvolles Gegengewicht zu bieten.

Die Säkularisation war aber auch verbunden mit der Durchsetzung des modernen Staatsbegriffs und einer Verdrängung der Kirche aus vielen Gebieten des öffentlichen Lebens: Wohlfahrtspflege und Armenfürsorge waren genauso der Kirche entwunden wie die Versorgung des katholischen Adels in den Klöstern und Domstiften.

Schließlich und endlich brachte aber die Säkularisation auch einen immensen Verlust an Kulturgütern: Der Speyrer Domschatz mit Kunstwerken aus vielen Jahrhunderten wurde in der Karlsruher Münze eingeschmolzen, Bibliotheken wurden in alle Winde zerstreut, Gebäude abgebrochen oder als Fabriken und Kasernen weiter genutzt.

Die Ausstellung, die das Württembergische Landesmuseum Stuttgart in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Oberschwaben veranstaltet, zeigt kostbare Schätze der „alten“ und der „neuen Herren“. Auf rund 3.000m2 wurden 900 Objekte aus dem In- und Ausland zusammengetragen, die ein Licht auf das Schicksal der geistlichen Besitztümer werfen. Zu sehen sind prunkvolle liturgische Geräte und Paramente der Barockzeit, aber auch kostbare Handschriften, Gemälde, Skulp-turen und vieles mehr. Die Throne und Kronen der Herrscherhäuser Baden und Württemberg werden ebenso gezeigt wie zeitgenössische Dokumente des Umbruchs. Viele Objekte machen die Säkularisationsschicksale unmittelbar erfahrbar.




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