Als die Ausstellung
"Mythen der Nationen. Ein europäisches Panorama" über die Erfindung
der Nationen im 19. Jahrhundert im Juni 1998 zu Ende ging, stellte
sich die Frage nach der historischen Konstruktion der Nation im
20. Jahrhundert. Im Zentrum der Ausstellung des Deutschen Historischen
Museums im Jahr 2004 steht die Auseinandersetzung mit den Erinnerungen
der Völker Europas, Israels und der USA an den Zweiten Weltkrieg
und den Völkermord.
Die Ausstellung wird von der Beauftragten der Bundesregierung
für Kultur und Medien, Staatsministerin Dr. Christina Weiss, am
1. Oktober 2004 eröffnet.
Angesichts der Schrecken des Zweiten Weltkrieges mußten die Nationen
nicht nur die Probleme des Wiederaufbaus bewältigen; viel schwerer
wog die Frage, wie sich die zerrissenen Gesellschaften, mehrfach
gespalten zwischen Mitläufertum, Kollaboration und Widerstand,
einen würden. Obwohl große Teile Europas 1945 am Rande eines Bürgerkrieges
standen, gelang den meisten Staaten eine Wiedergeburt. Wenn es
auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs am Ende eine gewisse Stabilität
gab, so lag dies auch wesentlich an Geschichtskonstruktionen,
welche die Nationen als symbolischen Sockel für ihre Neugründungen
verwendeten.
Vor allem mit Hilfe von Bildern, welche die heroischen Taten des
nationalen Widerstandes bezeugen sollten, wurde die Idee der widerständigen
Nation Bestandteil der nationalen Erinnerung. Immer wieder sind
die Ikonen des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust auf Plakaten,
Postkarten, Briefmarken oder Medaillen abgebildet. Bis heute werden
sie in Magazinen, Zeitungen, Büchern (allen voran in Schulbüchern)
zitiert, in Fernsehproduktionen tausendfach reproduziert, in der
Literatur, in Theaterstücken, sogar in Reden immer neu erschaffen.
Neben den Exponaten aus den Beständen des Deutschen Historischen
Museums sind National-und Landesmuseen, Galerien, Gedenkstätten,
Archive (insbesondere Filmarchive) und Bibliotheken aus mehr als
25 Ländern Europas sowie Israels und der USA mit Leihgaben an
diesem internationalen Projekt beteiligt, das so einen einmaligen
und noch nie dagewesenen internationale Vergleich ermöglicht.
Die multimediale Ausstellung zeigt nicht allein Gemälde, Graphik,
Plakate oder Photographien; Sie wird ausführlich Filme, das Massenmedium
des 20. Jahrhunderts, einbeziehen. Hierzu gehören berühmte Werke
der Regisseure Frank Beyer, Claude Lanzmann, Roberte Rossellini,
Andrej Tarkowski, Andrzej Wajda oder Konrad Wolf.
Die begleitende Publikation zur Ausstellung in zwei Bänden (zus.
970 Seiten und 900 zum Teil farbigen Abbildungen) erschien im
Verlag Philipp von Zabern im April 2004. Preis: 50 € (im Museumsladen
des DHM; im Buchhandel 128 €.)
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