Die großflächigen
archäologischen Untersuchungen in den jungsteinzeitlichen und
bronzezeitlichen Siedlungen des Federseebeckens in der 1. Hälfte
des 20. Jhs. gehören zu den glanzvollsten, aber auch zu den dunklen
Kapiteln der Vorgeschichtsforschung Süddeutschlands, da ihre Protagonisten
sich tief in die Irrungen und Wirren einer politisch und propagandistisch
missbrauchten Forschung verstrickten. In den 20er und 30er Jahren
wurden die jungsteinzeitlichen Dorfanlagen Aichbühl, Riedschachen
und Taubried vom damaligen Urgeschichtlichen Forschungsinstitut
(UFI) der Universität Tübingen untersucht, deren Bestand durch
einen großen Entwässerungsgraben im südlichen Federseemoor akut
bedroht war. Erstmalsund richtungsweisend wurde bei diesen Ausgrabungen
eine enge Verbindung von archäologischen und naturwissenschaftlichen
Untersuchungsmethoden durchgeführt. Aber nur für die Schussenrieder
Siedlung Taubried l existiert eine so detaillierte Befund- und
Funddokumentation, dass diese mit heutigen Gesichtspunkten ausgewertet
werden kann. In der Veröffentlichung werden das gesamte, in zahlreichen
Museen verstreute Fundmaterial und die Befunddokumentation der
jungsteinzeitlichen Siedlung Taubried l publiziert. In die Bearbeitung
aufgenommen sind aber auch die Stationen Aichbühl und Riedschachen,
sodass der Verfasser ein dichtes Bild von der komplexen und vielschichtigen
Besiedlungsgeschichte des Federseebeckens und Oberschwabens in
der Jungsteinzeit und von den kulturellen Beziehungen zu den Nachbarräumen
aufzeigen kann.
Dargestellt wird die Geschichte vom Wachstum der jungsteinzeitlichen
Dörfer in der Zeit nach 4000 v.Chr., von der Entwicklung einzelner
Hausplätze, die gekennzeichnet ist durch die Mobilität der Siedler
mit einer nur kurzen Verweildauer. "Taubried l" bietet einen vielschichtigen,
weit gespannten und durch zahllose Einzeluntersuchungen vertieften
Überblick über das Federseebecken und Oberschwabens in der frühen
bis mittleren Jungsteinzeit. Das Buch schildert aber auch die
unheilvollen, verheerenden politischen Einflüsse, denen die Vorgeschichtsforschung
in den 30er Jahren ausgesetzt war.
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