Im Kreis Ludwigsburg,
im Mittleren Neckargebiet, bezeugen über 130 Fundstellen der Merowingerzeit
eine der dichtesten frühmittelalterlichen Besiedlungsstrukturen
des Landes. Fast von jeder der heutigen Gemarkungen sind mindestens
zwei Friedhöfe dieser Epoche bekannt geworden. Die Zahl der gut
beobachteten und dokumentierten Grabfunde aus diesem Raum ist
allerdings erschreckend gering. Zahlreiche Gräberfelder fielen
bereits seit dem 19. Jh. dem Bahnbau sowie dem Kies- und Lehmabbau
zum Opfer. Beim wirtschaftlichen Aufschwung dieser Zone wurden
zahlreiche, einst am Rande der Ortschaften gelegene merowingerzeitliche
Friedhöfe fast ohne Beobachtungen zerstört. Bis in die 1950er
Jahre gab es im Landkreis Ludwigsburg nur zwei kleinere Grabungen
in frühmittelalterlichen Fundplätzen!
Den archäologischen Untersuchungen im Gräberfeld von Pleidelsheim
kommt deshalb besondere Bedeutung zu: Hier wurde 1969 eine erste
Grabungskampagne durchgeführt, welche 145 Gräber erbrachte, daran
schloss sich 1990 eine weitere Rettungsgrabung an. Insgesamt sind
von dieser Stelle 270 Bestattungen bekannt geworden. Damit ist
Pleidelsheim der größte ausgegrabene und gut dokumentierte frühmittelalterliche
Friedhof im Mittleren Neckarraum.
Nach den tief schürfenden, breiten und ausführlichen, reich dokumentierten
Untersuchungen der Autorin zur Typologie der Grabbeigaben, zur
Chronologie und den Bestattungssitten ist das Pleidelsheimer Gräberfeld
eines der (bis jetzt) seltenen Gräberfelder, die sowohl unter
alamannischer als auch unter fränkischer Herrschaft benutzt wurden.
Seine Belegungszeit reicht von der Mitte des 5. bis ins 7. Jh.
Grabfunde und Bestattungssitten spiegeln die verschiedenen politischen
Strömungen in alamannischer und fränkischer Zeit wider. Grabfunde
von "Fremden" -von Eibgermanen, von mit den Hunnen Verbündeten
- deuten auf turbulente Geschehnisse der Völkerwanderungszeit.
Die vorliegende Publikation des Pleidelsheimer Gräberfeldes mit
ihrer exemplarischen und methodisch weiterführenden Behandlung
der Befunde und Funde bildet einen Markstein in der Erforschung
der frühmittelalterlichen Geschichte des nördlichen Landesteiles.
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