Schwerpunktthema

Archäologie

Neue Erkenntnisse in Sandhausen

Archäologie korrigiert Ortsgeschichte

N&N 3/95

Neu geschrieben wird derzeit die frühe Geschichte Sandhausens. Ging man bisher davon aus, daß der Ort, der 1286 erstmals in Urkunden genannt wird, im Lauf des 12. oder gar 13. Jahrhunderts gegründet wurde, fanden sich jetzt bei umfangreichen Bodenuntersuchungen Hinweise nicht nur auf eine Siedlung, sondern auch auf eine gewisse wirtschaftliche Bedeutung des Ortes bereits im 7. Jahrhundert.

Welcher neue Fund hatte eine so gravierende Neueinschätzung zur Folge?

Es ist vor allem dem Geologen Dr. Manfred Löscher zu danken, der mit Schülern des Sandhäuser Gymnasiums in verschiedenen Baugruben des Ortes nachforschte, weitergrub, Schutt siebte und so eine Menge frühmittelalterlicher Keramik zu Tage brachte. Diese Keramik bringt den Nachweis einer kontinuierlichen Siedlung in Sandhausen seit der Mitte des 7. Jahrhunderts, wie es auch der Ortsname auf -hausen nahelegt. Nicht genug damit, es ergaben sich auch Nachweise für eine früh- und hochmittelalterliche Silbergewinnung aus Bleierzen, die in Wiesloch gefördert und hier weiterverarbeitet wurden.

Auch die Lage des verschwundenen Ortes Lochheim konnten Dr. Löscher und seine Schüler jetzt (endlich) klären. Der Ort, 1142 erstmals genannt, war am Ende des 12. Jahrhunderts in den Besitz der Schönauer Zisterziensermönche gekommen, die alle Bauern von dort aussiedelten und den Ort als Hofgut (Grangie) weiterführten. Die genaue Lage des Ortes konnte durch das Vorkommen hochmittelalterlicher Keramikscherben auf mehreren Feldern entlang der Autobahn auf Sandhäuser Gemarkung nachgewiesen werden. Auf die Wüstung, deren Gemarkung zum Teil zu Kirchheim kam, weisen in Kirchheim und Sandhausen die "Lochheimer Straße", in Kirchheim die "Alstater Straße" und in Plankstadt die "Alsheimer Straße" hin.


Zur Sandhäuser Silberverarbeitung: Hildebrandt, Ludwig H., Mittelalterliche Siberverhüttung in Sandhausen und Wiesloch, Rhein-Neckar-Kreis. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 1991 S. 326-328
Nachrichten & Notizen 3/95


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