Einen tiefen Blick in das römische Militärwesen

ermöglicht der Führer durch die Anlage der Saalburg, der als 5. Band in der Reihe "Führer zur hessischen Vor- und Frühgeschichte" 1995 erschienen ist.
Die Saalburg ist ein römisches Limeskastell auf der Höhe über Bad Homburg im Taunus, das im Zug der Eroberung und Sicherung des rechtsrheinischen Gebiets nach 90 n.Chr. in mehreren Baustufen angelegt wurde.

Im 18. Jahrhundert begann man, sich aus historischem Interesse für die Ruinen zu interessieren, im 19. Jahrhundert wurde das Gelände als Steinbruch genutzt, bis 1853 die ersten wissenschaftlichen Grabungen im Kastellbereich unternommen wurden. Das Grabungsareal kam 1866 mit Homburg an Preußen und fand in Wilhelm I. und seinem Enkel Wilhelm II. begeisterte Förderer, so daß 1897 der Plan, das Limeskastell wieder aufzubauen, tatkräfig verwirklicht wurde. In der Folgezeit erstanden die Mauern um das Kastell, das Stabsgebäude (principia) und ein Speichergebäude (horreum) auf den Ruinen wieder, eine Mannschaftsbaracke wurde rekonstruiert, ohne an dieser Stelle archäologisch nachgewiesen gewesen zu sein. Kaiser, Saalburgverein und Homburger Stadtväter sahen darin die Möglichkeit, mit einem Limes-Museum zu Mainz und Wiesbaden in Konkurrenz zu treten.

Der Führer beschreibt diese Bau- und Forschungsgeschichte sehr detailliert, sofern es für den Besuch der Anlage interessant ist.

Er beginnt bei den beiden archäologisch nachgewiesenen Erdschanzen, den wohl ersten Spuren römischer Tätigkeit in dieser Region (die übrigens im Sinn einer Æexperimentellen Archäologie" 1913 von Angehörigen eines Mainzer Pionierbataillons an anderer Stelle Ænachvollzogen" wurden). Dem Erdkastell aus den 90er Jahren des 1. Jahrhunderts (Kastell 1) folgt schließlich das größere Kastell 2, das um 135 n. Chr. zunächst mit einer Holz-Stein-Mauer, später dann mit einer massiven Steinmauer umgeben wurde.

Ein weiteres Kapitel stellt die Bebauung des Kastells dar, sowohl die rekonstruierten, als auch die anderen ergrabenen Teile. Hier allerdings hätte man sich eher gewünscht, daß statt des Æschematisierten und idealisierten Grund- und Aufrisses von einem Kommandanturgebäude" ein Plan des Gebäudes im Saalburgkastell selbst, mit Angabe der Himmelsrichtung im Plan, wiedergegeben worden wäre. Auch hätte ein Verweis auf die Zahlen im Plan innerhalb des Textes die Orientierung erleichtert. Gleiches gilt für das Kommandeurswohnhaus (als Institutsgebäude teilweise wiedererrichtet): Zahlen im Plan, aber (fast) keine im Text, keine Nord-Orientierung des Plans. Auf dem Übersichtsplan in der hinteren Klappe des Buches ist das Kommandeurswohnhaus gar nicht beschriftet. Der Plan schließlich vom Kastellbad muß mit der Lupe gelesen werden, Bild und Text hätten vielleicht doch so angeordnet werden können, daß die Verweise im Text auf derselben Seite wie der Plan zu lesen wären.

Den Informationswert des Bandes stört das nicht wesentlich. Er gibt einen gründlichen Überblick über die Saalburg selbst und über die Bebauung vor ihren Toren, wo ein Kastellbad und ein ÆHotel" (mansio) für die Annehmlichkeiten von Legionären und Besuchern sorgten. Vom anschließenden Kastelldorf sind im wesentlichen die Erdkeller erhalten.

Ein ausführlicher Teil über das römische Heer und seinen Alltag in der germanischen Grenzprovinzen mit zahlreichen Abbildungen von Fundstücken aus dem Saalburgmuseum rundet den Band ab.

Für die hiesige Forschung interessant ist unter anderem, daß die gewinkelten Basalt-Zinnen der Lagermauer denen der Ladenburger Stadtmauer gleichen, wie sie im neuen Ladenburger Museum zu sehen sind. Interessant auch, daß aus den Fundzusammenhängen eine gesteigerte Bau- bzw. Reparaturtätigkeit nach 233, dem Jahr des großen Alemanneneinfalls, hervorgeht. Die Autorin schreibt zwar, daß mit dem Rückzug der römischen Truppen 259/60 die Zivilbevölkerung Æsich zumindest teilweise mit den Truppen in das linksrheinische Gebiet begeben hat", eine exakte Datierung für die Aufgabe des Kastellvicus ist aber nicht mehr möglich.

Ein Begriffs- und Personenverzeichnis und eine Liste mit weiterführender Literatur schließen den Band ab.

In der Gesamtbewertung zeigt der Band

  • hohen Informationswert,
  • hohe fachliche Qualität,
  • gute Lesbarkeit,

auch ohne fachliche Vorkenntnisse, er ist reich mit Abbildungen versehen und übersichtlich aufgebaut.

Klee, Margot: Die Saalburg (Führer zur hessischen Vor- und Frühgeschichte. Band 5) Stuttgart: Theiss, 1995. 168 S., 116 Abb.


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