Schwerpunktthema

Archäologie

Archäologie in Ladenburg

N&N 6/95

Nach mehrjähriger Bauzeit und langer Schließung des Museums ist [jetzt] der erste Teil der Sammlungen zur römischen Geschichte der Stadt Ladenburg wieder der Öffentlichkeit zugänglich. Im Untergeschoß des Bischofshofes, genauer gesagt im Zwinger zwischen der frühmittelalterlichen Außenmauer des Gebäudes und der davorgelegten mittelalterlichen Stadtmauer ist ein Raum entstanden, der auf 430 qm ein breites und hochinteressantes Spektrum römischen Alltagslebens und der römischen Archäologie Ladenburgs präsentiert. Es entspricht dabei dem Grundzug römischer Kultur, auch hier am nördlichen Oberrhein, daß sich römische Dachziegel, ob mit oder ohne HundepfotenEindrücke, nicht groß voneinander unterscheiden, ob sie jetzt von der Mosel oder aus Gallien stammen; das gleiche gilt für die Bewaffnung der römischen Soldaten. Was aber immer wieder und in Ladenburg besonders beeindruckt, ist die Präsentation, die Rekonstruktion eines Zusammenhangs, der dem Laien verständlich gemacht werden muß zum Beispiel durch lebensgroße Figuren von Soldaten in voller Bewaffnung, wie am Anfang des Rundgangs. Und wenn man dann noch weiß, daß zum Gepäck auch ein Mühlstein gehörte, dann kann man ermessen, was es hieß, in genagelten Sandalen quer durch Galllien zu marschieren.

Bemerkenswert sind auch Umfang und Qualität der Funde, so das reich ausgestattete Grab eines Arztes, dessen Arbeitsgeräte einen Einblick in seine Arbeitsweise geben. Besonders ins Auge fallen die Bronzen aus der "mansio", die eine äußerst qualitätvolle Arbeit von stadtrömischen Niveau darstellen, aber durch die Zerstörung der Fundumstände nicht mehr mit einem konkreten Objekt oder einer konkreten Verwendung in Zusammenhang gebracht werden können.

Aber hier muß die Kritik einsetzen: Der Begriff "mansio" sagt dem Laien, der das Museum besucht und wenig Vorkenntnisse hat, nichts. Er weiß nicht, daß es sich um das repräsentative "Gästehaus" der Stadt handelt einen Verweis auf Lage oder Gestalt des Gebäudes sucht er vergebens. Und der ausgehängte Plan des römischen Ladenburg im Maßstab 1 : 2000 darf da nicht genügen!

Links an der Wand der großen Untergeschoß-Halle hängt ein großes Lackprofil, ein konservierter Schnitt durch den archäologisch erfaßten Boden. Das ist eine für den Fachmann ungeheuer interessante und kompliziert herzustellende Sache. Der Laie aber ist gerade noch in der Lage, Erde von Steinen zu unterscheiden. Er sucht verzweifelt nach dem Holz-Erde-Kastell, nach dem Steinkastell, nach der Berme vor der Mauer. Hier muß dringend noch didaktisch aufbereitet werden, hier muß der Besucher an der Hand genommen werden, er muß gezeigt bekommen, wie er einen solchen Grabungsschnitt lesen kann erst dann hat er einen Gewinn davon, der über das Staunen "Was es nicht alles gibt...!" hinausgeht.

Gut sind in den Räumen die ständigen Verweise auf früh oder hochmittelalterliche Mauern mit römischen Werkstücken, die zeigen, wie die Bauten der Römerzeit im Frühmittelalter ausgeplündert worden sind, um den Königs und Bischofshof zu bauen. Gut sind die Rekonstruktionen, bei denen an Farbe nicht gespart worden ist. Wie in den Museen von Mannheim und Heidelberg wurde auch hier ein Mithrasstein (er steht als Kopie auch in Heidelberg) farbig gefaßt, auch ein Stück der römischen Stadtmauer leuchtet weiß durch den Keller. Gut sind die kleinen Modelle, die Szenen aus dem Arbeitsleben verdeutlichen.

Die Ausstellung ist noch im Aufbau begriffen, viele Stücke sind noch nicht beschriftet, Schautafeln fehlen noch, Übersichten werden wohl noch dazukommen. Was hoffentlich noch geleistet wird, ist die didaktische Begleitung, die Aufbereitung archäologischer Sach und Fach-Information für den Laien. Der Besucher will nicht vor Vitrinen stehen und unzählige Einzelstücke betrachten, er will einen Zusammenhang erkennen und in sein bisheriges Bild einbetten. Die Ansätze dazu sind gemacht.

Öffnungszeiten: Sa und So 11 17 Uhr


Nachrichten & Notizen 6/95

siehe auch:

Ladenburg


Zurück:
Startseite - Archäologie
Register - Impressum
zur ZUM
© Badische Heimat 2001