Archäologie und Wüstungsforschung im Kraichgau

Aus einer Tagung des Heimatvereins Kraichgau, die 1994 in Wiesloch zum Thema „Wüstungen im Kraichgau" veranstaltet wurde, ging ein Aufsatzband hervor, der das Thema der Wüstungen, der ehemals bestehenden und im Lauf der Geschichte abgegangenen Siedlungen also, um sein Fundament erweiterte. Gerade die Wüstungsforschung ist ja mittlerweile an ihre Grenzen gelangt, solange sie sich ausschließlich auf archivalische Quellen stützt. Die Archäologie mit ihrer Wissenschaft der Bodenfunde, der Scherben, der Straßenzüge und der Hinterlassenschaften menschlicher Existenz kann hier jedoch weit umfangreichere Aussagen ermöglichen.

Sie sind in einem Sammelband zusammengefaßt, der das damalige Tagungs-thema um den Aspekt der Archäologie erweitert. Der Wieslocher Archäologe Ludwig Hildebrandt hat ihn herausgegeben (und selbst kräftig mitgeschrieben), der Heimatverein Kraichgau in seine Sonderveröffentlichungen aufgenommen, der Verlag Regionalkultur (der bekanntlich nicht nur so heißt, sondern auch so arbeitet) hat ihn verlegt.

Von allgemeinerem Interesse ist einmal die Untersuchung von Ludwig Hildebrandt über den Ort der Schlacht von 369 v. Chr. am Mons Piri, für den er („allenfalls als gut begründete Spekulation") die römischen Silberbergwerke von Wiesloch ins Spiel bringt. Dann sind zwei Artikel aus der Feder von Peter Rückert und Ludwig Hildebrandt zu nennen, die sich mit der Besiedlungsgeschichte und insbesondere mit den Wüstungen zwischen Kraichgau und Rhein befassen. Rückert kommt dabei zu dem Ergebnis, daß im altbesiedelten Raum am Unteren Neckar von einer großflächigen Wüstwerdung keine Rede sein kann, sondern daß das Auflassen einzelner Siedlungen nur mit einem Wandel in der Siedlungsstruktur einhergeht. Hildebrandt stellt in seinem Aufsatz die Belege für die einzelnen Wüstungen (immerhin 21 Orte) zusammen, von Dörfern mit eigener Gemarkung bis zu Einzelhöfen. Die weiteren Aufsätze befassen sich mit Einzeluntersuchungen über Ubstadt, Zimmern (Stebbach), Witegowenhusen (Eppingen-Mühlbach) und Studernheim (Sinsheim-Weiler) sowie mit dem archäologischen Fundmaterial aus Alt-Wiesloch, Baiertal und Nußloch, die für das Untersuchungsgebiet einen wichtigen Fortschritt für die Siedlungsgeschichte bedeuten.

Ludwig H. Hildebrandt (Hg.): Archäologie und Wüstungsforschung im Kraichgau (Heimatverein Kraichgau, Sonderveröffentlichung Nr. 18) Ubstadt-Weiher: verlag regionalkultur, 1997


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