Geschichtlicher
Überblick
Gruppe
von Völkern und Stämmen der Hallstatt- und La-Tène-Zeit
(8.- 1. Jahrhundert v. Chr.) mit gemeinsamen Kennzeichen
in Sprache und materieller Kultur, die sich mit dem Zentrum
Ostfrankreich / Süddeutschland aus der ansässigen bronzezeitlichen
Kultur entwickelte. Die sich daraus bildende keltische Welt
der La-Tène-Zeit stellt allerdings eher einen gemeinsamen
Kulturraum mit dem Keltischen als lingua franca dar als
ein einheitliches Herrschaftsgebiet.
Die
ältere Epoche der keltischen Zeit, von ausgehenden 8. bis
ins späte 5. Jh. v. Chr. wird nach dem Gräberfeld bei Hallstatt
im Salzkammergut Hallstattzeit benannt. Ihr folgt die jüngere
Epoche, vom späten 5. Jh. bis zum Beginn der römischen Zeit
in Gallien und Süddeutschland, die ihren Namen La-Tène-Zeit
nach der Pfalhbausiedlung La-Téne am Neuenburger See trägt.
Die keltische Zeit ist geprägt einerseits vom Gebrauch
des Eisens, das lokal gewonnen wurde
und dessen Verfügungsgewalt Macht und damit soziale Differenzierung
mit sich brachte. Zum anderen treibt die keltische Welt
bereits ausgiebigen Handel mit dem Mittelmeerraum, den keltische
Stämme auch selbst auf ihren Wanderungszügen kennenlernen.
Vorherrschende Grabsitte der Hallstattzeit ist der Grabhügel
als Nekropole ganzer Familien und Sippen, wie der Magdalenenberg
bei Villingen, der außer dem Zentralgrab noch 131 weitere
Bestattungen enthielt. Neben solchen Solitären bilden Felder
mit kleineren Grabhügeln die
Bestattungsplätze der ländlichen Bevölkerung. Besonders
die als Fürstengrabhügel anzusprechenden Bestattungsplätze
weisen reiche Beigaben auf und sind Kennzeichen der sozialen
Differenzierung. Auf diesen Grabhügeln standen Stelen in
stilisierter Menschengestalt.
Während die Siedlungen der Kelten noch kaum bekannt sind,
sind die Höhenfestungen um so besser erforscht. Sie sind
stark befestigt und meist als zentraler politischer Ort
einzustufen. Eine Zuordnung der Höhenfestungen zu Siedlungsgebieten
einzelner Stämme erscheint möglich.
Im Verlauf des 5. Jh. v. Chr. endet die Zeit der Grabhügel
und wohl auch die Zeit der keltischen Machtzentren in Südwestdeutschland.
Eine Veränderung der Lebensweise geht einher mit der Ausbreitung
keltischer Stämme in die Donauländer, nach Westfrankreich
und nach Britannien. Mit Beginn der La-Tène-Zeit wurden
die Toten in Flachgräberfeldern beigesetzt, zunächst unverbrannt,
ab dem Ende des 3. Jahrhunderts verbrannt. Waffen als Beigaben
wurden gewaltsam verbogen und unbrauchbar gemacht.
Mit dem 3. und dem 2. Jh. v. Chr. bilden sich im keltischen
Bereich große stadtartige Zentren, von Cäsar "oppida" genannt,
die mit Befestigungen aus Stein und Holz, dem sog. "murus
gallicus"
umwehrt werden. Die Innenstrukturen dieser Oppida sind
durch großflächige Grabungen in Altenburg-Rheinau und vor
allem in Manching in Bayern gut erforscht. Diese Siedlungen
hatten intensiven kulturellen Austausch mit dem Römischen
Reich und belegen durch den Nachweis von Münzprägestätten
den Übergang zur Geldwirtschaft.
Eine weitere Denkmälergruppe aus keltischer Zeit sind die
Viereckschanzen, von denen in Baden-Württemberg über 120
bekannt sind. Archäologische Forschungen legen eine kultische
Nutzung nahe, wobei neuere Forschungen zumindest eine Bebauung
innerhalb der ca 100 x 100 m großen Anlagen nachgewiesen
haben und damit eine Einstufung als gleichermaßen religiöse
und politische Zentren in der offenen keltischen Siedlung
nahelegen.
Die keltische Epoche endet gemeinhin mit der römischen
Besetzung und der römisch orientierten Besiedlung, wobei
antike Autoren berichten, die keltsichen Stämme seien aus
Südwestdeutschland weggezogen und hätten eine siedlungsleere
"Wüste" zurückgelassen. In der Realität ist jedoch schon
die Grenze zwischen eingesessenen Keltenstämmen und assimilierten
zugewanderten Germanen schwierig zu ziehen, auch ein stetiger
Zuzug keltischer Völkerschaften aus Innergallien dürfte
für ein Anwachsen der Siedlung in den römischen Gebieten
gesorgt haben. Der Großteil dieser Bevölkerung assimilierte
sich der römischen Kultur, doch belegen Einzelfunde auch
einen sehr viel geringeren Grad der Romanisierung.
Das keltische Bevölkerungselement jedenfalls überdauerte
die Römerzeit und ging erst in der Karolingerzeit vollständig
- auch sprachlich - in der gemanischen Umwelt auf.
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