Pfahlbaumuseum Unteruhldingen


Pfahlbauten als Weltkulturerbe

 

Am 27. Juni 2011 wurden Pfahlbauten zum Weltkulturerbe ernannt. Die prähistorischen Siedlungen, die in der Jungsteinzeit und in der Bronzezeit auf Pfählen am Rande von Seen und in Moorgebieten errichtet wurden, finden sich in der Schweiz, Frankreich, Italien, Österreich und Slowenien sowie Deutschland. Insgesamt 111 Orte rund um die Alpen wurden durch die UNESCO nominiert, darunter die folgenden neun Fundplätze am Bodensee: Öhningen-Wangen, Gaienhofen-Hemmenhofen, Allensbach, Konstanz-Wollmatingen, Konstanz-Hinterhausen, Konstanz-Litzelstetten, Bodman-Schachen, Sipplingen-Osthafen und Uhldingen-Mühlhofen. Zuständig für die originalen Siedlungsreste im See und im Moor sind die Landesämter für Denkmalpflege in allen 6 beteiligten Ländern. Die Museen sind aufgefordert, dieses Kulturerbe als Schaufenster der Geschichte zu zeigen.

Die Besonderheit der Pfahlbauten als Kulturerbestätten sind die hervorragende Erhaltung von organischen Artefakten wie Textilien, Resten von Nahrungsmitteln, Gebäuden aus Holz, aber auch zahlreichen Gegenständen des täglichen Lebens und des Handwerks. Dies ist der Lagerung im Seeboden unter Luftabschluss zu verdanken. Nicht ohne Grund wurden daher die Pfahlbauten oder Ufersiedlungen immer wieder als „die Pyramiden Deutschlands und der Schweiz “ bezeichnet.

Zu den Welterbstätten gehört seit Ende Juni 2011 auch das Bronzezeitdorf von Unteruhldingen, das sich 300 Meter vom Pfahlbaumuseum Unteruhldingen entfernt im Bodensee befindet. In Unteruhldingen hat die Forschung in den Unterwassersiedlungen seit dem Winter 1863/64 Tradition. Die größte Bronzezeitsiedlung am Bodensee in Unteruhldingen erbrachte hervorragende Hinweise zur Architektur der späten Bronzezeit um 1.000 v. Chr. und über 1.000 Pfahlbaubronzen, die heute nicht nur in Unteruhldingen, sondern auch in Paris, London, St. Petersburg und sogar in Übersee zu bewundern sind.

Die ersten flächigen Untersuchungen für den Bodensee fanden in der Anlage 1899 statt. Taucharchäologische Untersuchungen von 1981-1989 erbrachten schließlich hier zusammen mit den Aufnahmen der Luftbildarchäologie 87 Hausgrundrisse und drei Siedlungen für den Zeitraum 975-850 v. Chr. Diese Untersuchungen werden bis heute fortgesetzt.

Die originalen Funde, aber auch die Rekonstruktion eines Dorfausschnittes werden im Freilichtmuseum Unteruhldingen in 300 m Entfernung zum Original gezeigt. Nach 150 Jahren Forschung in der Uhldinger Bucht sind zudem weitere 15 Siedlungen aus allen Phasen der Pfahlbauzeit am Bodensee aufgedeckt worden.

Ziel des Freilichtmuseums Pfahlbauten in Unteruhldingen ist es, die meist unsichtbaren, fragilen und schützenswerten originalen Kulturreste durch Rekonstruktionen gegenüber der Bevölkerung sichtbar zu machen. Denn dieses neue Welterbe hat im Gegensatz zu allen anderen bestehenden ein gravierendes Handicap. Es liegt unter Wasser und ist nur im Tauchanzug mit Pressluftflaschen im Winterhalbjahr zu besichtigen. Die Aufgabe besteht darin, mit modernsten pädagogischen Methoden einen Zugang für alle zu den nicht anfassbaren Kulturgegenständen zu schaffen.

Alte Technologie, altes Wissen und vergangene Lebensumstände werden im Museum Unteruhldingen seit 90 Jahren lebendig gemacht. Das Museum versteht sich als Vermittler von Informationen über die spannende Zeit der Pfahlbauten zwischen der Wissenschaft und der Öffentlichkeit. Die Pfahlbauten von Unteruhldingen machen das schützenswerte Unterwassererbe mit den besten Mitteln wieder sichtbar.

Dr. Matthias Baumhauer
Pfahlbaumuseum Unteruhldingen

     

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