Deutschland, deine Badener

Gruppenbild einer verzwickten Familie

Badener - gibt's die überhaupt? Die Frage ist berechtigt. Nachdem sich sich die Badener seit 1951 mit den Schwaben in der Vernunftehe eines Bindestrichstaates zusammengerauft haben, stellt sich die Frage um so mehr, je mehr Zeit seit der „Selbständigkeit" verstrichen ist, ob es noch eine größere Anzahl von Oberrhein-Anwohnern gibt, die sich Badener nennen und als Badener fühlen.
Baden - ein junges Land. Altbadner sind dabei, die Karlsruher, die aus dem Markgräfler Land, Neubadner, die erst im 19. Jahrhundert dazu kamen: Vorderösterreicher, Kurpfälzer, Bischöfliche vom Basler, Straßburger und Speyrer Krummstab.
Sie alle, erst von Napoleon unter einen Hut gebracht, mußten zusammenwachsen, ehe sie zu einer ,,etwas verzwickten Familie" (Wilhelm Hausenstein) wurden. Wie es dazu kam, zu der Kuriosität nämlich, daß nicht Landeskinder einen Staat bildeten, sondern der Staat Landeskinder machte, beschreibt der Karlsruher Publizist Amadeus Siebenpunkt in der nunmehr bereits in dritter Auflage vorliegenden Publikation auf heiter-vergnügliche Weise und mit einem guten Schuß Ironie.

Halten sie zusammen, die Badener? Hält etwa Argwohn gegen die Ellenbogenenergie der Schwaben die Badener zusammen? Außer den rheinpfälzischen Badnern, die sich lieber Kurpfälzer nennen, und den alemannischen Badnern gibt es ja auch die fränkischen Badner - Badner genau so gut und genau so jung wie die anderen. Und auch unter sich rivalisieren sie mit gehörigem Eifer, die Heidelberger Neckarschleimer, die Mannheimer Bloomäuler, die Karlsruher Briganten, die Pforzheimer Seckel, die Freiburger Bobbele, die hitzigen Kaiserstühler, die dickschädligen Hotzenwälder und die Konstanzer Seehasen.

 Es muß vorweggenommen werden: das Buch gibt keine Antwort auf die Frage, wer sich heute noch Badner nennt. Es ist keine Auseinandersetzung mit einem Problem, das sich vielen gar nicht stellt, es ist eine humorige Sammlung von Anekdoten, von Geschichten und Geschichtchen um Land und Leute in Baden. Nicht alle Anekdoten mögen tatsächlich vom Oberrhein stammen, aber das sei dem Autor nachgesehen. Wenn es nicht wahr ist, ist es doch gut erfunden.

Er erzählt lustige und für das Badische typische Histörchen über Leute, die Geschichte und/oder Geschichten machten. Kreuz und quer hat der Autor so dem Badischen nachgespürt, dem, was den Pfälzer Krischern und den wortkargen Alemannen des Schwarz-walds gemeinsam ist: Liberalität, Ausgleichendes, heitere Gelassenheit und das, was der Franzose Jean Giraudoux einmal ,,la gemütlichkeit badoise" genannt hat. Und er hat tatsächlich einiges gefunden, was Badische Lebensart ausmachen mag - zumindest was sie mal war, früher, als die Leute von Abraham a Santa Clara bis noch gelebt haben. Es wäre eine interessante Untersuchung, dieses „Baden-Bewußtsein" heute einmal aufzuspüren. Die Kinder in der Schule dürften es jedenfalls kaum mehr lernen.

Das Buch ist durch Bleistift-Illustrationen des Karlsruhers Heinrich Klumbies bebildert.


Amadeus Siebenpunkt: Deutschland, deine Badener. Gruppenbild einer verzwickten Familie. 3. überarbeitete Auflage, Umfang 216 Seiten, illustriert, Ganzleinen mit farbigem Schutzumschlag ISBN 3-7617-0340-6. DM 28, 80


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