Deutschordensmuseum Bad Mergentheim

  

Die Offizin der Engel-Apotheke ist neues Schaustück in der Abteilung Stadtgeschichte
Kooperation machte Aufbau möglich

Seit kurzem ist im Deutschordensmuseum Bad Mergentheim ein neues, prächtiges Schaustück eingezogen: die Offizin der Engel-Apotheke. Die Engel-Apotheke befand sich am Marktplatz und wurde dort bis 2002 betrieben. Die Einrichtung der 20er Jahre samt Rezepturtisch von der Mitte des 18. Jahrhunderts sowie der schmiedeeiserne, vergoldete Waagenhalter von 1753, der im Allgemeinen dem Würzburger Kunstschmied Johann Georg Oegg zugeschrieben wird, waren unter Denkmalschutz gestellt. 2002 konnte kein neuer Pächter für die Apotheke gefunden werden, die Einrichtung konnte nicht im Haus am Marktplatz bleiben. Schweren Herzens gab das Denkmalamt die Einrichtung für den Umzug ins Museum frei - ein jahrhundertealtes Ensemble wurde auseinandergerissen.
Mit großem Engagement sorgte der Museumsverein "Deutschordensmuseum e. V." anläßlich seines 2005 stattfindenden 75jährigen Jubiläums dafür, daß die wichtigsten Teile der Einrichtung nun im Museum präsentiert werden können. In enger Zusammenarbeit mit dem Museum und mit finanzieller Unterstützung durch die Ballei Deutschland des Deutschherrenbundes hat der Museumsverein diesen Kraftakt zuwege gebracht. Dem kommt ein besonderer Verdienst zu, denn das Museum hatte nicht die finanziellen Mittel für dieses Projekt. Ohne ehrenamtliches und finanzielles Engagement des Vereins wären die Teile der Engel-Apotheke vermutlich in alle Winde zerstreut worden. Der Verein Deutschordensmuseum erwarb 2003 die Einbauten der Offizin samt Rezepturtisch und Waagenhalter. In die Räume der Apotheke zog ein gastronomischer Betrieb ein.
Die Apotheke in Mergentheim
In Mergentheim gibt es seit dem 16. Jahrhundert eine Apotheke. Der erste namentlich bekannte Apotheker im Ort war Philipp von Nichten, der 1546 erstmals erwähnt wurde. Das Gebäude der Engel-Apotheke am Marktplatz stammt bereits von 1511. Engel-Apotheken erhielten übrigens ihren Namen nach dem Erzengel Raphael, Patron der Reisenden und Kranken.
In den Jahren von 1680 bis 1832 gab es immer nur eine Apotheke in der Stadt. Die Apotheker in Mergentheim waren immer bürgerlich und gehörten nicht zur Dienerschaft des Ordens. Sie hatten sich an die vom Deutschen Orden erlassene Apothekenordnung zu halten. Für Mergentheim ist eine solche Ordnung, erlassen 1690 durch Hochmeister Ludwig Anton von Pfalz-Neuburg, erhalten.1670 kam die Apotheke an die Familie Rhodius, sie hatte die Apotheke für sechs Generationen inne (bis 1844). 1703 erhielt Johann Christoph Rhodius das Prädikat "Hofapotheker", das immer wieder auf seine Nachfolger übertragen wurde.
1905 erwarb Oskar Hammer die Apotheke. Er ließ sie mit einer neuen Einrichtung ausstatten. Außerdem ließ er um 1926 das Fachwerk des Hauses am Marktplatz freilegen. Der barocke Rezepturtisch und Waagenhalter blieben erhalten.
In der Abteilung Stadtgeschichte bildet die museale Inszenierung der Apotheke einen Höhepunkt. Ein Großteil der Ausstattung mit Vorratsgefäßen, Reibeschalen, Geräten für die Arbeit in der Offizin und im Laboratorium, die nun zu sehen sind, stammt aus der ehemaligen Engel-Apotheke und war dort bis 2002 im Gebrauch. Die Präsentation zeigt einen Zustand, in der sich vom Barock bis heute viele verschiedene Epochen der Pharmaziegeschichte niederschlagen. Die Apotheke, ihre Geschichte und ihre Einrichtung ist didaktisch ausführlich erläutert.
Ein besonderes Objekt ist das Fakturenbuch von 1804-08, in das der Apotheker eintrug, wann er welche Medizin zu welchem Preis an wen abgegeben hatte. Es wurden Apothekenkonten für Amtsschützen, Armeninstitut, Seminar, Hospital, Konvent der Kapuziner, Infanteriekompanie, Hofbedienstete usw. geführt. Außerdem wurde vermerkt, wann die offenen Positionen bezahlt wurden.
Im letzten halben Jahr konnten zwei neue Höhepunkte im Deutschordensmuseum in der Abteilung Stadtgeschichte an die Öffentlichkeit übergeben werden: Mörike-Kabinett und Engel-Apotheke. Zwei große neue Attraktionen, die das Aussehen der Abteilung stark verändern und abwechslungsreich machen.
So ist zwar zu bedauern, daß die Engel-Apotheke nicht an ihrem angestammten Platz bleiben konnte, aber im Museum konnte ein würdiger neuer Standort gefunden werden.

Bild: Engel-Apotheke, Verkaufstisch
Foto: Foto Besserer, Lauda-Königshofen

 

im Detail:

weiter:

siehe auch:

zurück:

Startseite | | Register | Impressum | zur ZUM | © Badische Heimat/Landeskunde online 2005