Bayerns Weg in die Moderne

  

Bayerisches Handwerk 1806 bis 2006
6. Mai bis 29. Oktober 2006
Deutsches Museum München,
Sonderausstellungsraum 1. OG.

Im Jahr 1806 wurde Bayern Königreich. Ein tief in das Leben der Menschen eingreifendes Reformwerk, eine "Revolution von oben", zwang die Untertanen des Kurfürstentums Bayern und der neu hinzugekommenen Landesteile in ein gemeinsames, modernes Staatswesen. Der Weg der Bayern durch die folgenden zwei Jahrhunderte mit rapiden Veränderungen in Wissenschaft, Technik, Politik und Kultur spiegelte sich in besonderer Weise wider in der Entwicklung des bayerischen Handwerks. Es war Träger und Betroffener dieser Entwicklung und bewahrte auch beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft seine traditionellen Qualitäten.

Das Haus der Bayerischen Geschichte erzählt im Deutschen Museum auf 1.800 m2 Ausstellungsfläche Bayerns Handwerksgeschichte vom späten 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart mit Bildern, Film- und Hörstationen, Inszenierungen und auch technischen Versuchen zum Ausprobieren. Dazu präsentiert die Ausstellung mehr als 200 Originalobjekte aus allen Teilen Bayerns von Gegenständen der Alltagswelt bis hin zu Meisterwerken der Technik und der Kunst.

Am Anfang stand die "zünftige" Ordnung des alten Handwerks. Sie blieb auch nach ihrer formalen Aufhebung (1825) weiterhin im Alltag wirksam. Zugleich waren im 19. Jahrhundert in Bayern wahrhafte Pioniere der Technik tätig, die selbst aus dem Handwerk stammten. Die Industrialisierung erreichte große Teile des Landes erst spät, dennoch genügten bereits ihre Vorboten um das Handwerk in eine Krise zu stürzen. Dies wurde nach der Einführung einer radikalen Gewerbefreiheit durch König Ludwig II. im Reformjahr 1868 spürbar.

Durch die Massenfertigung des 20. Jahrhunderts wurden viele Handwerksberufe wie Möbelschreiner oder Schuhmacher in ihrer Existenz bedroht. Erst in den turbulenten Zwanziger Jahren eröffneten sich neue Chancen. Fließendes Wasser, Badewannen und Heizkörper hielten ihren Einzug auch in einfachere Wohnungen und förderten nun die Installationsberufe im Handwerk. Die Elektrifizierung, gerade im Bayern der Weimarer Republik besonders rege betrieben, schuf neue Berufe wie den Elektriker oder später den Rundfunktechniker.

Nachdem die Wirtschaftskrise den Optimismus der späten 1920er Jahre wieder zerschlagen hatte, richteten sich aus den Kreisen des Handwerks viele Hoffnungen auf den Nationalsozialismus. Doch das Dritte Reich unterwarf schon bald das Handwerk einer zentral gelenkten Wirtschaft. Die Katastrophe des 2. Weltkrieges forderte ihre Opfer auch unter den Handwerkern und legte Betriebe in Trümmer.

In den ersten Nachkriegsjahren waren es vor allem Handwerksbetriebe, die flexibel und erfinderisch mit einfachsten Materialien ein Überleben der Bevölkerung ermöglichten. Vom eigentlichen Wirtschaftswunder ab den spaten 1950er Jahren profitierte das Handwerk in Bayern vor allem durch den Städtebau, die Motorisierungswelle und nicht zuletzt als Zulieferer für die Industrie. Das Handwerk konnte sich, parallel zur Modernisierung von Staat und Gesellschaft in Bayern, wieder selbstbewusst als feste Größe etablieren.

Im Jahr 2006 spielt der Wissens- und Wirtschaftsstandort Bayern eine gewichtige Rolle. Auch das Handwerk stellt sich den Herausforderungen in einer zunehmend globalisierten Welt durch seinen Beitrag zur beruflichen Bildung und die Anwendung neuer Materialien und Technologien für die Zukunft.

Text: HdbG

   

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